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Papa liebt jetzt einen Mann

von Lieselotte Wever
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Papa liebt jetzt einen Mann

Wenn Papa damit herausrückt, dass er sich in einen Mann verliebt hat, trifft das seine Familie meistens mehr, als wenn seine neue Liebe eine Frau wäre. Seine Ehefrau ist fassungslos, seine Kinder verunsichert. Wie konnte das passieren? Wie geht es jetzt weiter?

Was war auf einmal mit Papa los?

Papa hatte ein Geheimnis. Er war nicht gut im Schauspielern. Sein häufiges spätes Nachhausekommen erklärte er mit Überstunden, nur dass er sich im Gegensatz zu früher nicht darüber zu ärgern schien, sondern sogar regelrecht beschwingt wirkte. Seine Wochenenden gehörten nicht mehr seiner Familie. Gut jedes zweite Wochenende verbrachte Papa auswärts, um sich mit Gleichgesinnten zu Stockcar-Rennen zu treffen, wie er sage – einer Sportart, der Mama überhaupt nichts abgewinnen konnte. Sogar sein Aftershave hatte er gewechselt, obwohl Mama das bisherige so gern mochte. Was war bloß los?

Ein Verdacht und seine überraschende Bestätigung

Es lag in der Luft: Zwischen Mama und Papa gab es noch jemanden. Wieder kündigte Papa an, am Wochenende wegzufahren. Mama wurde ärgerlich, wirkte gleichzeitig unruhig. Trotzdem ergriff sie jetzt endlich den Stier bei den Hörnern: „Zum Stockcar-Rennen, ja? Meinst du wirklich, ich merke nicht, dass du mir schon die ganze Zeit etwas vormachst? Du betrügst mich doch! Wer ist sie? Kenne ich sie etwa?“ Papa wurde blass. „Nein, du irrst. Da ist keine andere Frau. Ich …“ Mama ließ ihn nicht ausreden: „Natürlich ist da noch jemand. Fang gar nicht erst an, das abzustreiten!“ Das tat Papa auch nicht. Schließlich hatte Mama ihn unterbrochen, als er mit der Wahrheit herauskommen wollte: Papa liebte Mama nicht mehr. Er liebte jetzt einen Mann.

Mama schnappte nach Luft und musste sich setzen. Obwohl sie ahnte, was los war – hiermit hatte sie nicht gerechnet.

Wenn sich ein Vater in einen Mann verliebt

Schwule Männer taugen in der heutigen Zeit nicht mehr wirklich als Aufreger. Manche Frauen halten sich sogar in ihrem Freundeskreis wie eine Art Statussymbol den von ihnen gern erwähnten schwulen Freund. Fühlt sich aber ein Familienvater eines Tages mehr zu Männern hingezogen, empfinden das einige doch als Skandal. Sie verstehen es nicht, weil er doch schließlich Kinder hat. Bei einem Vater scheint Homosexualität außerdem mehr zu irritieren als bei einer Mutter.

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Warum verliebt sich ein Familienvater plötzlich in einen Mann?

Die Gründe, warum sich ein scheinbar glücklich verheirateter Familienvater in einen Mann verliebt, sind praktisch die gleichen wie bei einer Mutter, die sich in eine Frau verliebt:

  • Der Mann weiß zwar um seine Homosexualität, sieht sich aber vor allem in seiner Familie einem normierten sozialen Erwartungsdruck gegenüber. Wider besseres Wissen geht er eine Ehe ein. Es gelingt ihm nicht, sich dem Druck zu widersetzen beziehungsweise seine Eltern zu enttäuschen, die sich nicht nur eine Ehefrau an seiner Seite, sondern auch Enkelkinder wünschen. Vielleicht glaubt er gerade als junger Mann noch, irgendwie trotzdem glücklich zu werden. Möglich, dass er aber auch bereits bei seiner Heirat ein späteres Doppelleben in Betracht zieht.
  • Der Mann hat besonders ehrgeizige Karriereambitionen und sieht dafür als verheirateter Mann und noch besser als Familienvater bessere Chancen.
  • Der Mann ist bisexuell. Er liebt seine Frau und die Mutter seiner Kinder von Herzen. Wie in zahllosen heterosexuellen Partnerschaften auch kann es geschehen, dass sich Mann und Frau auseinanderleben und der Mann künftig mit einem anderen Mann zusammen ist.
  • Der Mann kann außerdem so stark mit dem von ihm erwarteten traditionellen Rollenverhalten verhaftet sein, dass ihm gar nicht bewusst ist, wie sehr es ihn in Wahrheit sexuell zu Männern hinzieht, nicht zu Frauen, die er zwar schätzt, aber nicht wirklich liebt. Oder er verdrängt lange, dass er homo- oder bisexuell veranlagt ist.

Negative Einstellungen gegenüber Männern liebenden Männern

Im Gegensatz zur Liebe unter Frauen war Liebe unter Männern früher strafbar. In Anlehnung an den bis 1994 gültigen § 175 wurde ein homosexueller Mann neben anderen abfälligen Begriffen auch als 175er bezeichnet. Noch heute stellen sich viele einen Schwulen als besonders weichen Mann vor, mit manikürten zarten Fingern, Trippelschritt und gern mal imitierter angeblich schwuler Stimme und Sprechweise. Aber auch die gegensätzlichen Klischees der „Tunte“ und der „Lederschwuchtel“ werden bemüht. Wie passt das alles zu einem Vater?

Dürfen Kinder in einer Familie mit zwei schwulen Vätern leben?

Die Frage, ob es Kindern schadet, in einer sogenannten Regenbogenfamilie aufzuwachsen, wird immer wieder gestellt. Einige Menschen glauben, dass Jungen in einer Familie mit zwei männlichen Elternteilen automatisch selbst schwul werden. Beweise hierfür gibt es nicht. Da es diese Familienkonstellationen bereits seit einiger Zeit gibt, wenn auch früher seltener und entsprechend weniger im Bewusstsein der Öffentlichkeit, zeigt die Erfahrung, dass die sexuelle Entwicklung der Kinder anscheinend hiervon unbeeinflusst abläuft. Allenfalls lässt sich – erwartungsgemäß – eine größere Offenheit gegenüber Homosexualität beobachten.

Ansinnen, die vermeintlich armen Kinder mithilfe des Jugendamtes aus solchen Familienkonstellationen herauszuholen, entbehren jeglicher Grundlage. Entscheidend für das gesunde Aufwachsen von Kindern sind fürsorgliche und liebevolle Familien. Außerdem würde ein Herausnehmen der Kinder aus einer Familie mit zwei Männern als Eltern aus Sorge darüber, sie könnten selbst später homosexuell werden, nur vermitteln, dass Homosexualität etwas Schlechtes wäre. Dabei ist diese kein Charaktermangel, sondern eine unschädliche Veranlagung, die die Eigenschaft als Eltern nicht infrage stellt.

Papa liebt einen Mann: Kindern die neue Situation erklären

Kinder verunsichert eine Trennung ihrer Eltern, handelt es sich dabei doch um enge Bezugspersonen, von denen sie abhängig sind. Wenn dann noch Vater oder Mutter eine künftige Partnerschaft eingeht, die nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht, sind Kinder doppelt verwirrt. Umso wichtiger ist es, mit den Kindern zu sprechen und sie je nach Alter beziehungsweise Entwicklungsstand einzubeziehen.

Dabei spielt natürlich auch eine Rolle, bei welchem Elternteil die Kinder künftig leben werden. Bilden sie mit dem Vater und seinem Partner eine neue Familie? Werden sie künftig bei der Mutter leben? In beiden Fällen sollte der Kontakt zum anderen Elternteil aufrechterhalten bleiben.

Das soziale Umfeld mit einbeziehen

Nach der Neuordnung der Familie sollte unbedingt auch das soziale Umfeld wie entferntere Familienmitglieder, Nachbarn, Freunde, Lehrer und Mitschüler der Kinder informiert und Gespräche angeboten werden. Ein offener Umgang hilft, Klatsch einzudämmen und Vorurteilen entgegenzutreten. Gleichzeitig sollte der Vater seinen Kindern klar machen, dass Gespräche zwar viel bringen, doch es immer Menschen geben wird, die ihre Vorurteile pflegen wollen und nicht für Gegenargumente erreichbar sind. Damit können die Kinder gleich etwas fürs allgemeine weitere Leben lernen.

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Kurz gesagt

Wenn herauskommt, dass ein Vater nicht nur eine neue Partnerschaft eingegangen ist, sondern es sich bei seiner neuen Liebe statt um eine Frau um einen Mann handelt, sorgt dies in der Familie und bei Freunden meistens für einen Schock. Nachdem dieser verdaut ist, sollte der Schock zu einer Überraschung herabgestuft und versucht werden, aus der Situation für alle das Beste zu machen. Vor allem Kinder brauchen jetzt besonders viel Verständnis und Aufmerksamkeit, da sie neben der Trennung ihrer Eltern den ungewöhnlichen weiteren Lebensweg ihres Vaters verkraften müssen.

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