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Tagesmutter: Wie wird man das?

von Lieselotte Wever
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Tagesmutter: Wie wird man das?

Tagesmutter ist einer der Berufe mit besonders positivem Image. Tagesmütter arbeiten zu Hause und genießen für ihren Job hohe Anerkennung. Sie werden dringend gebraucht. Entsprechend groß ist das Interesse an der Tätigkeit als Tagesmutter. Auch bei Dir? Hier erfährst Du, was Du dazu wissen musst.

Tagesmutter – ein Beruf mit Verantwortung

Wenn Du Tagesmutter werden möchtest, genügt es nicht, Kinder zu mögen. Selbst wenn Du eigene Kinder hast und jahrelange Erfahrung in der Kindererziehung, qualifiziert Dich das noch nicht für eine Tätigkeit als Tagesmutter. Es kann Dir höchstens den Weg zur Tagesmutter ebnen.

Als Tagesmutter hast Du eine hohe Verantwortung für die Dir anvertrauten Kinder. Aus diesem Grund erwarten nicht nur die Eltern der Kinder, sondern auch die Behörden bestimmte Voraussetzungen zur Ausübung des Berufes der Tagesmutter.

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Tagesmutter werden: Beginn der Bewerberauswahl beim Jugendamt

Du kannst also nicht einfach beschließen, Tagesmutter zu werden und gleich am nächsten Tag loslegen. Zwar darfst Du gelegentlich bei Dir zu Hause auf die Kinder anderer Eltern aufpassen. Doch sowie Du länger als 15 Stunden wöchentlich und über einen Zeitraum von über 3 Monaten auch nur ein Kind gegen Entgelt in Deiner Wohnung oder Deinem Haus beaufsichtigst, musst Du Dir vorher beim Jugendamt eine Pflegeerlaubnis besorgen.

Das Einholen der Pflegeerlaubnis ist keine bloße Formalie. Der Jugendamtsmitarbeiter prüft genau, ob Du als Tagesmutter geeignet bist und Dein Zuhause sich für die Betreuung von Kindern eignet. Er wird zunächst von Dir wissen wollen, warum Du Tagesmutter werden möchtest. Anschließend wird er Dich nach Deinen Erfahrungen im Umgang mit Kindern und in der Kindererziehung fragen. Dabei fühlt er Dir auf den Zahn, ob Deine Vorstellungen vom Beruf der Tagesmutter realistisch sind. Viele Interessenten unterschätzen nämlich diese Tätigkeit. Sie denken dabei hauptsächlich an schöne Momente im Zusammensein mit betreuten Kindern und blenden die anstrengenden Seiten der Tätigkeit als Tagesmutter aus.

Hast Du auf den Mitarbeiter des Jugendamtes einen guten ersten Eindruck gemacht, wird er Dich um das Einreichen von Unterlagen bitten, nämlich:

  • ein erweitertes Führungszeugnis über Dich und alle mit Dir im Haushalt lebenden volljährigen Personen,
  • die Policen über eine abgeschlossene Unfallversicherung und gegebenenfalls Haftpflichtversicherung sowie
  • den Nachweis über die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs mit dem Bezug auf Kinder.

Einige Jugendämter verlangen darüber hinaus ein ärztliches Attest über Deine ausreichende körperliche und seelische Verfassung für den Job einer Tagesmutter.

Tagesmutter werden: vertiefte Bewerberauswahl beim Jugendamt

Konntest Du das Jugendamt weiterhin von Deiner Eignung als Tagesmutter überzeugen, folgt dort nun ein intensiveres Gespräch. Verlief auch das positiv, werden Jugendamtsmitarbeiter Dir einen Hausbesuch abstatten.

Schließlich ist nicht jede Wohnung zur professionellen Betreuung von Kindern geeignet. So eine Wohnung muss kindgerecht sein. Das bedeutet, dass sie Kindern ausreichend Platz zum Spielen bietet. Ideal ist ein separater Bereich für den Aufenthalt der Kinder. Als Tagesmutter hältst Du natürlich für Deine Schützlinge eine gut gemischte Auswahl an Spielzeug bereit. Für die etwas älteren Kinder gibt es bei Dir außerdem etwas zum Basteln. Weitere Pluspunkte sammelst Du bei den Mitarbeitern vom Jugendamt mit Bilderbüchern und Hörspielen für Kinder.

Kinder werden auch tagsüber mal müde. Deshalb soll in Deiner Wohnung ein Rückzugsbereich inklusive genug Kinderbetten vorhanden sein, dass jedes betreute Kind für sich ein Bett zum Schlafen oder Ruhen hat. Hast Du einen Garten, beziehen die Leute vom Jugendamt diesen mit in ihre Besichtigung ein.

Bei ihrem Rundgang gewinnen die Behördenmitarbeiter automatisch einen Eindruck von den hygienischen Verhältnissen bei Dir. Diese müssen natürlich tadellos sein! Auch Eltern, die Dir ihr Kind anvertrauen, möchten vorher wissen, in welche Umgebung sie ihr Kind geben. Neben Deinen menschlichen Fähigkeiten als Tagesmutter hat eine einwandfreie Hygiene in Deinem Heim für sie große Bedeutung.

Ebenfalls sehr wichtig: Der Zustand und die Einrichtung Deiner Wohnung müssen kindersicher sein. Geschützte Steckdosen oder Absperrgitter vor Treppenabgängen sind Beispiele für vorausschauende Maßnahmen zur Unfallverhütung.

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Welche Eigenschaften Du als Tagesmutter benötigst

Außer der Freude am Umgang mit Kindern brauchst Du als Tagesmutter Geduld, Belastbarkeit, Flexibilität und Verantwortungsbewusstsein. Gegenüber den Eltern benötigst Du Toleranz, Ehrlichkeit, Bereitschaft zu Kompromissen und die Fähigkeit zur Selbstkritik.

Ausbildungen für Tagesmütter

Nach dem Okay des Jugendamtes über Deine Eignung als Tagesmutter und vorhandene kindgerechte Räume bei Dir besuchst Du eine Informationsveranstaltung für angehende Tagesmütter. Anschließend absolvierst Du eine spezielle Ausbildung. Hierfür gibt es verschiedene Angebote. Dabei gestalten sich die Aus- und Fortbildungen für Tagesmütter in jedem Bundesland wieder etwas anders.

Weil die Ansprüche an die pädagogischen Fähigkeiten der Tagesmütter steigen, ist ein intensiverer Lehrgang über 300 Unterrichtsstunden in Arbeit.

Beispiel einer Ausbildung zur Tagesmutter

Eine gute Vorbereitung auf den Job der Tagesmutter bietet die „Qualifizierungs- und Prüfungsordnung“ des „Bundesverbandes für Kinderbetreuung in Tagespflege e. V.“ In den insgesamt 160 Unterrichtsstunden werden 10 Lernfelder bearbeitet:

  1. Motive der Tagesmutter
  2. Erwartungen der Tagesmutter an die Kinderbetreuung und die damit verbundenen rechtlichen und finanziellen Gesichtspunkte
  3. Tagesmutter-Anforderungsprofil: notwendige persönliche Voraussetzungen, Umgang mit Kritik, Rollenerwartungen
  4. Rahmenbedingungen für die Kinderbetreuung: Betreuungsbereich, Alltagsgestaltung, pädagogische Konzepte, Lebensumfeld in der eigenen Familie
  5. Perspektiven der Eltern und Kinder hinsichtlich der Kinderbetreuung: Tagesablauf bei der Tagesmutter; ihr Eingehen auf die Bedürfnisse von Kindern unterschiedlicher Altersstufen; Sicherheitsbedürfnis der Eltern; Blick auf das in zwei Familien betreute Kind und Gestalten der Erziehungspartnerschaft; Elternerwartungen gegenüber der Tagesmutter; Kommunikation der Tagesmutter mit den Eltern; Rechte und Pflichten sowie Lösungen von Konflikten
  6. Rechtliche Seiten bei der Kindertagesbetreuung: Pflegeerlaubnis vom Jugendamt; Kinder- und Jugendhilfegesetz; Vertragsgestaltung zwischen Tagesmutter und Eltern; Haftpflichtversicherung und Unfallversicherung; Datenschutz; strafrechtliche Risiken; pädagogische Aufgaben der Tagesmutter
  7. Möglichkeiten zur Beaufsichtigung und Erziehung der Kinder: Bedürfnisse, Entwicklungsphasen und Sozialverhalten der Kinder; kognitive und emotionale Förderung; Umgehen mit Ängsten, Aggressionen und Verhaltensstörungen bei Kindern
  8. Förderung kindlicher Kreativität auf pädagogischer Grundlage: Wichtigkeit von Spielen zur kindlichen Entwicklung; Ausrichten von Geburtstagen und Festen; Bedeutung von Sprache und Büchern
  9. Berücksichtigung besonderer Lebenssituationen von Kindern: Verhaltensauffälligkeiten, Behinderungen, Gewalt beziehungsweise Misshandlungen; elterliche Suchtprobleme; Getrenntleben der Eltern
  10. Haushaltsorganisation während der Tagesbetreuung

Wie viel kostet die Ausbildung zur Tagesmutter?

Eine genaue Aussage über die Kosten einer Tagesmutter-Ausbildung lässt sich nicht treffen. Häufig übernimmt das Jugendamt einen Kostenanteil. Ein paar Hundert Euro wirst Du selbst aufbringen müssen.

Einmal Tagesmutter, immer Tagesmutter?

Als Tagesmutter spielt die Zahl 5 für Dich eine besondere Rolle: Du darfst bei Dir maximal 5 Kinder außer Deinen eigenen als Tagesmutter betreuen. 5 Jahre nach Erteilung Deiner Pflegeerlaubnis musst Du diese erneuern.

Ausgebildete Tagesmutter – und dann?

Hast Du Deine Ausbildung zur Tagesmutter erfolgreich abgeschlossen, geht es endlich los! Auf die ersten Kinder wirst Du nicht lange warten müssen, denn es herrscht große Nachfrage nach professioneller Kinderbetreuung.

Du kannst Dir als Tagesmutter über das Jugendamt sowie über verschiedene freie Träger Kinder vermitteln lassen. In der Startphase helfen außerdem Zeitungsannoncen, Inserate im Internet sowie Kontakte in den sozialen Netzwerken. Freunde und Bekannte können Dich unterstützen, indem sie anderen von Dir erzählen. Wenn Du einen guten Job machst, wirst Du bald von Mund-zu-Mund-Propaganda profitieren.

Tagesmutter-Vertrag mit den Eltern

Vor dem Aufsetzen eines Vertrages mit den Eltern steht ein Orientierungsgespräch. Darin geht es um Betreuungszeiten, Erziehungs- und Wertvorstellungen der Eltern und natürlich auch um die persönlichen Eigenschaften des Kindes und sein Verhalten. Anschließend hältst Du in einem schriftlichen Betreuungsvertrag alle wichtigen Punkte für die Betreuung durch Dich als Tagesmutter fest:

  • Betreuungsort
  • Betreuungszeiten
  • Ausfallzeiten wie Ferien, Urlaub oder Krankheit
  • Kündigungsfrist
  • Schadenhaftung im Haushalt der Tagesmutter
  • Vorgehensweise bei Notfällen und Arztbesuchen
  • Dein Honorar und Zahlungsmodalitäten
  • Verschiedenes: Pünktlichkeit; Ernährung; Themen rund um Haustiere in Deinem Haushalt; rauchfreie Bereiche beziehungsweise Rauchverbot; Erlauben des Mitnehmens im Auto oder mit dem Fahrrad; Schweigepflicht.

Wie viel verdient eine Tagesmutter?

Die Tätigkeit von Tagesmüttern ist nicht bundeseinheitlich verbindlich geregelt. Daher weichen die Honorarsätze von Tagesmüttern voneinander ab. Je nachdem, wo Du also wohnst, kannst Du pro betreutes Kind ein Stunden-Honorar zwischen 3,70 Euro und 5,50 Euro erwarten. Dabei übernehmen die Ämter die Hälfte von den fälligen Sozialabgaben. Es hat sich eingebürgert, dass Eltern ihren Tagesmüttern zusätzlich 1,50 Euro bis 2,50 Euro pro Stunde extra geben. Von privaten Vermittlern erhältst Du ein höheres Honorar. Hiervon musst Du jedoch Deine Sozialabgaben allein tragen.

Ist die Tätigkeit einer Tagesmutter steuer- und sozialabgabenpflichtig?

Als Tagesmutter unterliegst Du der Steuerpflicht. Zu versteuern brauchst Du jedoch nur Deinen Gewinn. Um diesen zu ermitteln, ziehst Du Deine Betriebskostenpauschale einfach von Deinen Einnahmen ab. Aktuell (2016) beträgt die monatliche Betriebskostenpauschale 300 Euro für ein vollzeitbetreutes Kind.

Liegt Dein monatlicher Gewinn unter 355 Euro, kannst Du Dich über Deinen Ehepartner kostenfrei krankenversichern. Bei einem Einkommen unter 400 Euro entfällt für Dich die Pflicht zur Rentenversicherung. Unser Rat an Dich: Du solltest davon keinen Gebrauch machen und in jedem Fall Beiträge zur Rentenversicherung abführen.

Warum eine Tagesmutter eine Haftpflichtversicherung abschließen soll

Schließe als Tagesmutter unbedingt eine Haftpflichtversicherung ab. Mit der Betreuung von Kindern übernimmst Du eine große Verantwortung. Außerdem kannst Du noch so sehr aufpassen und trotzdem unbeabsichtigt einem Kind einen Schaden zufügen. Stell Dir vor, Du hebst ein kleines Kind hoch und verlierst die Balance oder stolperst, das Kind fällt zu Boden und erleidet eine womöglich dauerhafte gesundheitliche Beeinträchtigung. Dann musst Du nicht nur für die Behandlungskosten geradestehen. Du wirst zusätzlich lebenslang diesem Kind eine Rente zahlen müssen. Eine Haftpflichtversicherung kostet nicht die Welt, weshalb Du sie haben solltest. Falls Du bereits eine Privathaftpflichtversicherung besitzt, sprich das Versicherungsunternehmen an, ob Du diese für Deinen Beruf als Tagesmutter erweitern kannst.

Kurz gesagt

Wenn Du im Umgang mit Kindern und mit Kindererziehung Erfahrung hast und eine Tätigkeit suchst, die Du zu Hause ausüben kannst, bietet sich für Dich der Job als Tagesmutter geradezu an. Voraussetzungen sind natürlich Freude, sich mit Kindern zu beschäftigen, die Fähigkeit zu einem gut organisierten Tagesablauf sowie Eigenschaften wie Verantwortungsbewusstsein, Belastbarkeit, Geduld, Flexibilität und Kompromissfähigkeit. Bevor Du startest, musst Du einige behördliche Auflagen meistern. Es lohnt sich, denn der Bedarf an Tagesmüttern ist groß.

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