Tückische Glasscheiben: Für Menschen selbstverständlicher Bestandteil ihres Lebensraumes, bedeuten sie für freilebende Vögel eine ständige tödliche Gefahr. Immer wieder sterben Vögel einen vorzeitigen Tod durch Vogeltod an Glasflächen, weil sie Scheiben aus Glas nicht erkennen und mit voller Wucht gegenfliegen. Wie kannst du dem Vogeltod an Glasflächen wirksam vorbeugen?
Sekundentod am Fenster
Bestimmt hast auch du schon einen toten Vogel vor einer Hauswand liegen sehen. Manchmal scheint er auf den ersten Blick unversehrt zu sein, manchmal liegt er seltsam verzerrt da. Einige denken in solchen Fällen an Herzversagen als Ursache, andere halten einen harten Anprall gegen eine Fensterscheibe für wahrscheinlich, womit sie meistens Recht haben.
Schwacher Trost: Fast alle der Vögel starben durch Genickbruch einen sekundenschnellen Tod. Womöglich haben sie selbst davon gar nichts mehr mitbekommen. Die anderen starben ebenfalls recht schnell an schweren inneren Verletzungen lebenswichtiger Organe oder innerem Verbluten. In der freien Natur erwartet Wildtiere normalerweise ein wesentlich unangenehmeres Sterben.
Trotzdem ist der auch als Vogelschlag bezeichnete Vogeltod an Glasflächen nicht nur traurig, sondern überflüssig dazu. Im direkten Zusammenhang mit dem erhöhten Insektensterben steht ohnehin bereits der Rückgang insektenfressender Vogelarten. Der „Bund für Vogelschutz und Vogelkunde Herdecke und Hagen“ vermutet sogar, dass europaweit unter den von Menschen verursachten Todesarten bei Wildvögeln der Tod durch Glasscheiben an erster Stelle steht, vor ihrem Tod im Straßenverkehr sowie der Zerstörung der Lebensräume von Vögeln. Menschen bekommen nur einen Bruchteil der durch zu spät erkannte Glasflächen umgekommenen Vögel überhaupt zu sehen. Zuvor holen sich Tiere – etwa Katzen, Krähen oder Raubvögel – die „vom Himmel gefallene“ Mahlzeit.
Vielleicht hast du sogar schon Spuren eines Vogelaufpralls an deinem Fenster entdeckt oder sogar den Aufprall gehört. Da prangt auf einmal ein Abdruck. Deutlich erkennst du auseinandergedrückte Federn, womöglich auch noch Füße oder den seitlichen Abdruck eines Schnabels. Fast wirkt es, als habe der Vogel mit einem Anflug gegen die Fensterscheibe einfach nur eine lässige Wende vollzogen wie ein Bahnenschwimmer am Beckenrand. Das trifft natürlich nicht zu. Der Fensterabdruck dokumentiert das Drama einer heftigen Wucht gegen die Scheibe, die kein Vogel überlebt.
Wenn du selbst etwas gegen das Vogelsterben unternehmen möchtest, hast du hier die Gelegenheit, aktiv zu werden.
Warum Glasflächen für Vögel so gefährlich sind
Wie kommt es überhaupt zum Vogeltod an Glasflächen, wo Vögel doch ausgezeichnet sehen können – viel besser als Menschen?
In der natürlichen Umgebung von Vögeln existieren Fensterscheiben, Glasflächen und Autos mit Windschutzscheiben erst seit relativ kurzer Zeit verglichen mit Hunderttausenden und mehr Jahren ohne. Durchsichtiges Glas erkennen Vögel oft nicht als festes Material und Hindernis, dem es auszuweichen gilt. Eine Glasscheibe bleibt für sie unsichtbar. Sie erwarten durchlässige Luft und fliegen einfach weiter. Ebenso setzen sie bei Spiegelungen von Wolken, Himmel, Bäumen und Häusern auf einer Glasfläche ihren Flug unbekümmert fort, weil sie die Abbildung für echt halten. Rahmen, die große Fensterflächen unterteilen, halten Vögel ebenso wenig vom Fliegen gegen das Glas ab. Die Unterteilungen ähneln zu sehr großräumigen und damit leicht zu durchfliegenden Gittern.
Abends und nachts droht Vogelschlag durch Fenster vor beleuchteten Räumen ohne Sichtschutz. Einige Vögel fühlen sich vom Licht angezogen und sehen dabei die Scheiben nicht.
Vögel fallen bei Glasflächen auf eine tödliche Illusion herein. Aus unserem Alltag sind Fensterscheiben und andere Glasflächen jedoch nicht mehr wegzudenken. Was du dennoch tun kannst: Sorge dafür, dass Vögel vor deinen Scheiben zurückschrecken oder sie zumindest als gefährliches Hindernis begreifen und meiden.
Kampf dem Vogeltod an Glasflächen: Was gegen den Anprall bei Glasflächen hilft
Wie du deine Glasscheiben mit wenig Aufwand vogelsicher machst, erfährst du jetzt.
Hilfsmittel bei bereits bestehenden Gebäuden:
- Fenster seltener putzen: Lasse deine Fensterscheiben ruhig über einen etwas längeren Zeitraum ungeputzt. Natürlich sollst du selbst noch hindurchsehen können und auch keinen Ärger mit Nachbarn oder Hausverwaltung riskieren. Etwas angestaubte Fensterscheiben simulieren nämlich im Gegensatz zu blank geputzten Scheiben keinen freien Luftraum mehr, weil sie nicht mehr Himmel oder Wolken reflektieren. Sofern du kein Putzteufel bist, wird dir die Umsetzung dieses Vorschlags sicher leicht fallen.
- Windräder und Windspiele: Sich ständig bewegende drehende, flatternde oder schwingende dekorative Objekte an Fenstern und Wintergärten schrecken Vögel vom Weiterflug Richtung Glasscheiben ab. Rasselnde oder klimpernde Geräusche der Windräder oder Windspiele helfen zusätzlich, Vögel fernzuhalten. Sollten dich solche Geräusche nerven, kannst du auf geräuschlose Varianten zurückgreifen. Hauptsache, an der Scheibe ist Bewegung.
- Fliegengitter: Außen angebrachte Netze gegen Insekten haben einen doppelten Nutzen, denn neben ihrer Aufgabe, Insekten den Zugang zur Wohnung zu verwehren, wirken von außen sichtbare Fliegengitter für Vögel als Hindernis.
- Sichtschutz: Gardinen, Raffrollos oder Jalousien geben Sichtschutz von außen, gerade bei der Innenraumbeleuchtung abends und nachts.
- Außenjalousien: Herabgelassene Außenjalousien verbergen dahinter befindliche Glasscheiben. Sie sind als Teillösung des Problems „Vogeltod an Glasflächen“ zu betrachten. Natürlich möchtest du nicht tagsüber hinter verdunkelten Fenstern sein, doch für selten genutzte Nebenräume helfen Außenjalousien Vogelleben retten.
[amazon box=B07P9J1S3P]
[amazon box=B0055SO526]
[amazon box=B06Y2FRKQR]
Vorausschauende Planungen bei Neubauten und Umrüstungsmaßnahmen für bestehende Gebäude:
- Durchsichtfallen vorbeugen: Eckfenster, verglaste Hausecken und Balkonbrüstungen aus Glas oder Plexiglas sind bei Neubauten von vornherein zu vermeiden.
- Reflexionsarmes Glas verwenden: Glas, das seine Umgebung nur schwach reflektiert beziehungsweise spiegelt, trägt zur Senkung der bestürzend hohen Zahlen des Vogelschlags bei.
- Verglaste Hochhäuser umrüsten und neue im bisherigen Stil nicht genehmigen: Hiermit sind vor allem Gebäudetypen wie die verglasten „Paläste“ von Banken, Versicherungen und Großunternehmen gemeint. Unter den bereits bestehenden Gebäuden dieses Typs sollen zumindest diejenigen zur Nachrüstung etwa mit reflexionsarmen Glasscheiben verpflichtet werden, bei denen erheblicher Vogelschlag nachweisbar ist. Der NABU (Naturschutzbund Deutschland e. V.) schlägt sogar vor, künftig derartigen Neubauten gar keine Baugenehmigungen mehr zu erteilen.
Was du bei unseren Empfehlungen möglicherweise vermisst, obwohl oft dazu geraten wird, und warum diese Tipps nicht wirklich helfen:
- Greifvogel-Aufkleber: Die scherenschnittartigen schwarzen Aufkleber mit den Silhouetten von Greifvögeln befinden sich auf zahlreichen Scheiben. Es leuchtet zunächst ein: Das Flugbild von Raubvögeln haben durch sie gefährdete Tauben, Spatzen, Meisen, Finken und andere Vögel genau im Kopf. Was den Abbildungen jedoch fehlt, sind die ebenfalls in den Vogelköpfen abgespeicherten zugehörigen Flugbewegungen. Die erhoffte Wirkung bleibt aus. Anfliegende Vögel erkennen in den Aufklebern – anders als Menschen – keine Greifvögel. Sie nehmen die schwarzen Aufkleber bloß als Hindernisse wahr, wollen sie umfliegen – und knallen gegen das Glas.
- UV-Markierung: Ebenfalls plausibel klingt die Idee, an Glasscheiben UV-Markierungen anzubringen, da Vögel UV-Strahlung sehen können. Über diese Fähigkeit verfügen allerdings längst nicht alle Vögel, sodass an Scheiben angebrachte UV-Streifen ihren Zweck nur sehr begrenzt erfüllen.
Fazit
Wie häufig Vögel durch Flug gegen Glasscheiben sterben, ist vielen Menschen gar nicht bewusst. Sie halten solche Unglücke für traurige Einzelfälle. Dabei gehen die jährlichen Fälle vom Vogeltod an Glasflächen in die Millionen. Die gute Nachricht dabei: Jeder kann persönlich etwas dagegen tun. Bereits Privatpersonen können wirksam vorbeugen, wenn sie die Gefahren für Vögel am Haus oder im Garten erkennen und über verschiedene Vorbeugungsmaßnahmen Bescheid wissen.