Du hast Deinen Schulabschluss in der Tasche und überlegst, wie es nun weitergehen soll? Immer mehr junge Menschen in Deutschland beantworten diese Frage mit der Wahl eines Studiums. Denn Akademiker verdienen schließlich mehr als Menschen, die nicht studiert haben, oder? So einfach ist es nicht. Eine Ausbildung bietet gegenüber einem Studium viele Vorteile und kann Dich oft schneller auf der Karriereleiter voranbringen.
Ein Studium ist heute nichts Besonderes
Wer in den 50er Jahren studierte, zählte zur Elite des Landes. Nur wenige Menschen konnten sich für ein Studium qualifizieren oder hatten die finanziellen Mittel dazu. Heute ist das ganz anders. Mittlerweile studieren 2,8 Millionen junge Erwachsene. Das ist fast eine Million mehr, als noch vor zehn Jahren. Auch die Anzahl der Studiengänge hat sich drastisch erhöht. Wer sich heute bei einer Uni oder Fachhochschule einschreibt, hat die Qual der Wahl: Rund 10.000 Studiengänge sind im Angebot.
Dass mehr Menschen studieren können, ist einerseits erfreulich. Denn der Zugang zu Bildung ist ein hohes demokratisches Gut. Andererseits bedeutet dies auch mehr Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Ingenieure, Mathematiker oder Mediziner sind davon weniger betroffen als beispielsweise Sozialpädagogen, Journalisten oder Philosophiestudenten.

Das Märchen vom Bildungsverlierer
So kommt es zu der seltsamen Situation, dass eine junge Frau, die sich als Tischlerin sehr erfolgreich selbstständig gemacht hat, gegenüber ihrem Bruder, einem arbeitslosen Theologen als Bildungsverliererin dasteht. Dass die junge Frau ihren Meistertitel in der Tasche hat, wesentlich mehr Geld verdient und ein Unternehmen führt, spielt leider in der öffentlichen Wahrnehmung viel zu selten eine Rolle. Der Bruder ist der Akademiker und gilt als hochgebildet, selbst wenn er seinen Eltern noch mit Mitte 30 auf der Tasche liegt. Natürlich ist dieses Beispiel ein wenig überspritzt: Es zeigt aber, dass eine Ausbildung, gerade im Handwerk, einem Studium überlegen sein kann.
Was sind die Vorteile einer Ausbildung?
Sehen wir uns also die Vorteile einer Ausbildung einmal genauer an. Dabei spielt es grundsätzlich keine Rolle, in welcher Branche die Ausbildung begonnen wird. Die Vorteile gelten für einen Verlagskaufmann genauso wie für den Industriemechaniker.
- Du verdienst Dein eigenes Geld: Und zwar in der Regel fünf bis zehn Jahre früher. Dieses Geld gehört allein Dir. Du kannst Dir je nach Verdienst eine eigene Wohnung leisten, lernst mit Deinem Einkommen hauszuhalten und bist unabhängiger als der Student, der am Monatsende seine Eltern anpumpen muss.
- Du sammelst früher Berufserfahrung: Während der klassische Student die Berufswelt nur durch Praktika kennt, weißt Du längst, wie der Berufsalltag wirklich ist. Du lernst Deinen Beruf von der Pieke auf und bist mit allen Abläufen vertraut. Diese Berufserfahrung hilft Dir auch beim Sammeln von Kontakten oder dem Aufbau eines beruflichen Netzwerks.
- Du hast gute Chancen auf eine Übernahme: Rund zwei Drittel der Auszubildenden werden von ihren Ausbildungsbetrieben übernommen. Während der Student noch Bewerbungen schreibt, bist Du längst fester Bestandteil des Betriebs.
- Karriere machen geht auch mit einer Ausbildung: Mit ein wenig Ehrgeiz und Engagement, kannst Du auch mit einer Ausbildung eine Führungsposition erreichen. Ein Meisterbrief oder kaufmännische Aufstiegsfortbildungen sind nur zwei Optionen.
- Eine Ausbildung bietet mehr, als Du denkst: So lassen sich schon während der Ausbildung zusätzliche Qualifikationen erwerben. Eine Fortbildung zum „Betriebsassistenten im Handwerk“ ist ein gutes Beispiel. Auch Betriebspraktika im Ausland sind während einer Ausbildung oft ohne weiteres möglich. Und natürlich kannst Du auch später noch ein berufsbegleitendes Studium beginnen – dann häufig mit Unterstützung durch Deinen Betrieb.
Wann macht eine Ausbildung Sinn?
Du hast nach der Schule keine Lust mehr auf die Theorie und möchtest endlich arbeiten? Dein eigenes Geld und möglichst viel Selbstständigkeit sind Dir wichtig? Dann solltest Du eine Ausbildung ernsthaft in Erwägung ziehen. Besonders im Handwerk werden talentierte und motivierte Nachwuchskräfte gesucht – oft mit besten Aufstiegschancen. Der Spruch „Handwerk hat goldenen Boden“, gilt heute mehr als je zuvor. Gerade in ländlichen Gebieten finden Handwerksbetriebe nur wenige geeignete Bewerber. Wer Lust hat, sich zu engagieren und mit anzupacken, kann hier schnell Verantwortung übernehmen und Karriere machen. Die Konkurrenz ist einfach kleiner. Nicht selten übernehmen talentierte Nachwuchskräfte später den Betrieb oder gründen ein eigenes Unternehmen.
Lasse Dir das eine Lehre sein
Eine Ausbildung ist auch dann sinnvoll, wenn Du in Deiner Region verwurzelt bist und lieber nicht umziehen möchtest. Von Akademikern wird heute eine viel größere Flexibilität erwartet. Ganz besonders in der beliebten Medienbranche. Journalisten, Grafikdesigner oder Werber arbeiten selten länger als drei Jahre im gleichen Betrieb. Von Agenturmitarbeitern wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst reden. Wenn Du also Wert auf Kontinuität legst und Dich in einem Unternehmen zuhause fühlen möchtest, ist eine Ausbildung wahrscheinlich die bessere Wahl.

Überfüllte Lehrsäle und schlechtes Kantinenessen
Da heute wesentlich mehr Schulabgänger studieren, hat auch die Qualität des Studiums gelitten. Wer sich keine Privatuni leisten kann, muss oft in überfüllten Lehrsälen Platz nehmen. Viele Studenten merken dann zu spät, dass eine Ausbildung doch besser gewesen wäre. Schließlich ist nicht jeder für ein theorielastiges Studium geeignet. Und: Wer sich nach der Schule für eine Ausbildung entscheidet, ist nach der Ausbildung immer noch jung genug, um ein Studium anzufangen. Solltest Du Dich für diesen Weg entscheiden, hast Du Deinen Kommilitonen gegenüber einiges voraus. Nehmen wir nur das Beispiel BWL: Wer zuvor eine kaufmännische Lehre abgeschlossen hat, kennt wichtige Lehrinhalte wie das Rechnungswesen bereits. Die ersten Semester werden Dir deutlich leichter fallen, als Deinen Mitstudenten, die noch nie eine Bilanz gesehen haben oder nicht wissen, was eine GmbH von einer Aktiengesellschaft unterscheidet.
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Kurz gesagt:
Eine Ausbildung ist keine Notlösung für schlechte Schüler, sondern eine echte Alternative zum Studium. Du wirst schnell in alle betrieblichen Abläufe eingebunden, baust Dir ein Netzwerk auf und verdienst Dein eigenes Geld. Wer später noch Lust auf ein Studium hat, kann dies dann immer noch berufsbegleitend machen. Doch selbst wer nicht studiert und lieber seinen Meister macht, kann richtig durchstarten und so manchen Akademiker nicht nur finanziell hinter sich lassen.
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