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Meine Kollegen ignorieren mich – Ist das schon Mobbing?

von Lieselotte Wever
6 Kommentare
Meine Kollegen ignorieren mich - Ist das schon Mobbing?

Wenn Mitarbeiter einen Kollegen am Arbeitsplatz ignorieren, handelt es sich dann schon um Mobbing? Ab wann beginnt Mobbing? Wir sagen es Dir in diesem Artikel.

Konflikte am Arbeitsplatz: normal oder Mobbing?

Es ist normal, dass es am Arbeitsplatz unter Kollegen auch mal zu Konflikten kommt. Unterschiedliche Meinungen können dabei schließlich in einen wütenden Streit münden. Manchmal stören jemanden Eigenschaften oder Verhaltensweisen an seinem Kollegen. Er lässt sich darüber aus, und der Kollege reagiert beleidigt. Weit verbreitet ist außerdem das Schlechtmachen von Kollegen.

Eher das Gegenteil dieser Konflikte ist das Ignorieren. Durch Ignorieren grenzen Mitarbeiter einen Kollegen aus. Sie signalisieren, dass sie sich nicht für ihn interessieren und er nicht zu ihnen gehört. Ist das schon Mobbing?

Ist Ignorieren bereits Mobbing?

Ob Ignorieren bereits Mobbing darstellt, lässt sich nicht so einfach pauschal beantworten. Zunächst ist zu klären, ab wann Mobbing überhaupt beginnt. Der Begriff „Mobbing“ wird häufig zu großzügig verwendet. Außerdem kommt es beim Ignorieren auf das Ausmaß an, inwieweit der Betroffene darunter leidet, wie die sozialen Strukturen an seinem Arbeitsplatz sind und wie sein Arbeitsumfeld aussieht. Hat er zum Beispiel kaum mit den ihn weitgehend ignorierenden Kollegen zu tun und gibt es genug angenehme Kollegen, lässt sich so ein Verhalten leichter ertragen.

Ab wann beginnt Mobbing am Arbeitsplatz?

Grundsätzlich ist für Mobbing festzustellen, dass es sich dabei um gegen einen Menschen gerichtete Handlungen über einen längeren Zeitraum handelt, nicht um wenige Momente oder gar nur eine einmalige Begebenheit. Mobbing dauert mindestens mehrere Wochen, meistens Monate oder sogar Jahre an. Mindestens einmal pro Woche, fast immer aber deutlich häufiger, finden dabei Mobbingaktionen statt.

Bei Mobbing am Arbeitsplatz üben mehrere Mitarbeiter systematisch gegen einen Kollegen gerichtete Mobbinghandlungen aus. Neben Haupttätern gibt es dabei oft Mitläufer. Diese machen teils aus Gedankenlosigkeit oder primitiver Freude an den Aktionen mit, teils aber auch aus der Furcht heraus, andernfalls selbst gemobbt zu werden.

Typische Mobbinghandlungen am Arbeitsplatz

In unserer Aufstellung zeigen wir Dir, welche Begebenheiten am Arbeitsplatz als typische Mobbinghandlungen anzusehen sind:

  • Kollegen schlecht machen
  • Verbreiten von Gerüchten bis zu übler Nachrede und Verleumdung
  • Beleidigungen
  • sexuelle Belästigungen
  • ständiges ungerechtfertigtes Kritisieren der Arbeitsleistung
  • Zuweisen unterfordernder, überfordernder, unbeliebter oder sinnloser Tätigkeiten
  • Beauftragen mit gesundheitsschädlichen Arbeiten
  • Verweigern jeglichen Kontakts: sozial wie räumlich
  • angedrohte oder ausgeführte körperliche Gewalt

Mobbing durch Kontaktverweigerung

In der Aufstellung findest Du unter anderem „Verweigern jeglichen Kontakts“, was das Ignorieren als soziale Kontaktverweigerung einschließt. Diese Variante der Kontaktverweigerung ist beim Mobbing beliebt.

Bei der sozialen Kontaktverweigerung lassen Kollegen entweder jemanden kaum zu Wort kommen oder ausreden, oder aber sie behandeln ihn wie Luft. Sie ignorieren ihn völlig, wobei sie auch keinen Blickkontakt mehr herstellen.

Beim räumlichen Kontaktverweigern wird ein Kollege allein in einen Raum versetzt. Besonders gern wird dabei ein Raum genommen, der möglichst weit abgelegen ist, eventuell sogar in einem Gebäudeteil mit ansonsten wenig von weiteren Menschen genutzten Arbeitsräumen – zum Beispiel im Keller oder einem Lagertrakt. Dann merkt man es diesem Raum auch an, dass er schon länger nicht mehr genutzt wurde, so verstaubt und muffig, wie er ist.

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Warum ignoriert zu werden so belastend ist

Die meisten Menschen sind soziale Wesen und fühlen sich zu mehreren am wohlsten. Das müssen nicht zwingend viele sein, aber immer ganz allein ist kaum jemand gern. Im Zusammensein mit anderen Menschen spielt besonders der Austausch miteinander eine bedeutende Rolle. In Gesellschaft sein, sich unterhalten können und gemeinsam die Arbeitsleistung erbringen ist vielen Menschen wichtiger als in einem Einzelbüro zu sitzen.

Die Angst davor, aus einer Gruppe ausgestoßen zu werden, ist eine uralte Furcht. Sie stammt aus ferner Zeit, als Menschen noch in steinzeitlichen Clans lebten. Wer dort in Ungnade fiel und verstoßen wurde, war allein kaum überlebensfähig. Bis heute wirkt diese Urangst fort, wenn jemand ignoriert und ausgegrenzt wird.

Darum ist Ignorieren Mobbing

Wenn Dich also Deine Kollegen ignorieren, ist dies als Mobbing zu werten. Mobbing macht auf Dauer krank. Isolation durch Kollegen wirkt wie eine körperliche Verletzung. Dabei trägst Du Deine Verletzungen nicht außen sichtbar, sondern innen.

Bei fortgesetztem Ignorieren durch Deine Kollegen wirst Du schon morgens mit Unbehagen oder sogar Magenschmerzen zur Arbeit fahren. Am Arbeitsplatz wird Dein Unwohlsein zunehmen. Es fällt Dir schwer, Dich auf Deine Arbeit zu konzentrieren. Du vergisst leichter etwas oder machst Fehler. Seltsam: Dann wirst Du auf einmal kritisiert und somit beachtet. Aber sonst wollen Deine Kollegen ganz offensichtlich nichts mit Dir zu tun haben, obwohl Du nichts verbrochen hast. Nicht einmal zu wissen, warum Du beharrlich ausgegrenzt wirst, irritiert und schmerzt zusätzlich.

Krank durch ignorierendes Mobbing

Da ständiges Ignoriertwerden allmählich krank macht, ist es völlig in Ordnung, wenn Du deswegen einen Arzt aufsuchst. Erster Ansprechpartner ist dabei Dein Hausarzt. Du bist nicht der Einzige, der wegen Mobbings zum Arzt geht. Inzwischen sind die meisten Ärzte über dieses Phänomen gut informiert. Es ist möglich, dass Dich Dein Arzt erst einmal krankschreibt. In dieser Auszeit kannst Du Dich von Deinem belastenden Arbeitsalltag erholen und neue Kraft aufbauen.

Vielleicht schlägt Dir Dein Arzt auch eine psychotherapeutische Behandlung vor. Versprich Dir jedoch nicht zu viel davon. Zwar wirst Du einiges über zwischenmenschliche Prozesse und auch über Dich selbst erfahren. Deine ignoranten Kollegen jedoch durchlaufen keine Therapie und werden ihr Verhalten voraussichtlich nicht ändern.

Lässt sich das Ignorieren am Arbeitsplatz stoppen?

Wir empfehlen Dir, an Deinem Arbeitsplatz ein Gespräch mit Deinen Kollegen und dem Vorgesetzten zu suchen. Auch wenn Ignorieren ohne erkennbaren Grund daneben ist, solltest Du versuchen, die Motive Deiner Kollegen herauszufinden. Damit hast Du Deinen guten Willen bewiesen und das Thema überhaupt angesprochen. Es kann sein, dass das Ignorieren von Kollegen in dieser Abteilung bereits häufiger vorkam. Damit bestünde die Chance, dass der Vorgesetzte endlich genug hat von so einem Verhalten im Kollegenkreis und entsprechend handelt.

Wenn möglich, lässt Du Dich am besten in eine andere Abteilung mit hoffentlich umgänglicheren Kollegen versetzen. Es ist zwar nicht schön, aber erfahrungsgemäß hat ihr unsoziales Verhalten für die Mobber selbst selten Konsequenzen. Gehen muss fast immer der Gemobbte – in diesem Fall der Ignorierte. Es kann auch bedeuten, dass Du in einem Unternehmen kündigst und es hoffentlich woanders besser triffst. Deine Gesundheit und Lebensfreude sollten Dir das wert sein

Kurz gesagt

Mobbing hat viele Facetten. Eine davon ist das Ignorieren eines Kollegen am Arbeitsplatz ohne erkennbaren Grund. Gezielte Isolation von einer für Dich wichtigen Gruppe Menschen alarmiert uralte Instinkte. Vom Verstand her magst Du Dir sagen, dass Dich halt einige Kollegen nicht mögen. Du weißt schließlich, dass Du hier zum Arbeiten bist und nicht auf einer Kennenlern-Party. Deine Gefühle aber sind stärker: Verwirrung, Niedergeschlagenheit und Angst. Du fühlst Dich hilflos, verletzt und krank. Ignoriert werden durch Kollegen ist Mobbing.

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6 Kommentare

Naumova 10. Dezember 2019 - 19:01

Die Ignoration habe ich auch erlebt, wenn ich daran denke bekomme ich immer noch Gänsehaut. Die Person war meine Vorgesetzte, sehr dominant und laut, und von mitläufer umgeben. Die haben tatsächlich aus Angst mit gemacht. Ich war angestellt als erfahrene Mitarbeiterin, leider durch die ständige Belastung konnte nichts umsetzen. Wurde als Lugner und Nichtsnutzer beschimpft. Ich wechselte nach 2 Monate in eine andere Schicht, nach dem ich direkt die Person vor alle Mitarbeiterinen des Mobbings beschuldigte. Hatte soviel Angst von ihr. Ich bekamm Panikattacken und habe gekündigt. Besser schreckliches Ende als Schreck ohne ende.

Antwort
Lieselotte Wever 11. Dezember 2019 - 14:57

Hallo Marina,

danke für dein Feedback. Was du beschreibst, ist so typisch und begünstigt Mobbing. Viele Menschen sehen weg bzw. passen sich den Mobbern an und werden zu Mitläufern. Du warst sehr mutig, dass du die Mobberin mit ihrem Fehlverhalten konfrontiert hast. Wenn Firmen wenigstens begreifen würden, dass Mobbing neben schlechter Stimmung am Arbeitsplatz auch dem wirtschaftlichen Unternehmenserfolg schadet, würden sie energischer dagegen vorgehen. Leider sind es fast immer die Gemobbten, die schließlich gehen, Während die Mobber sich ihr nächstes Opfer ausgucken und fröhlich weitermachen. Aber die Gesundheit – auch deine – ist wichtiger. Ganz viel Glück an deiner neuen Stelle mit hoffentlich fairen und sympathischen Kollegen!

Antwort
Helena 27. Februar 2020 - 16:25

Sorry…. Aber die Medaille hat zwei Seiten! Es ist immer einfach zubrüllen, die anderen Mobben mich, wenn sie mich ignorieren. Manchmal kann man mit einer Person einfach nicht anders umgehen, weil sonst man selbst gesundheitlich einen Schaden nimmt oder die andere Person (die man ignoriert erschlägt, aus Wut und Verzweiflung). Wenn in einer Arbeitsgruppe mit der angeblich gemobbten oder ignorierten Person keiner vom festen Personal klarkommt und alle Probleme mit dem Verhalten, der angeblich gemobbten Person haben. Und es schon ein Haufen Gespräche gab, wie etwas ablaufen soll in der Gruppe und die angeblich gemobbte Person trotzdem ständig ihr Ding versuch durchzuziehen und die Anderen dann diese Fehler ausbaden müssen. Dann hat das Ignorieren für mich einfach was mit meiner eigenen Gesundete zu tun und weil ich mich selbst schützen möchte. Warum muss ich gezwungen werden, mich mit einer Person zu beschäftigen, die mir nur Probleme bereitet? Und die ignorierte Person kann doch von keinem in der Gruppe erwarten, dass alle nach ihrer Pfeife tanzen? Ab und zu werden Menschen auch einfach zurecht in einer Gruppe ignoriert! Es ist nicht so, dass ich mit meiner Kollegin gar nicht rede. Ich sage Guten Morgen, bis Morgen und besprach mit ihr das was für die Arbeit wichtig ist aber nicht mehr.

Antwort
Lieselotte Wever 2. März 2020 - 11:57

Hallo Helena,

es ist ein Unterschied, ob jemand durch eigenes unkollegiales Verhalten Reaktionen wie Ignorieren auslöst oder ob jemand systematisch von seinen Kollegen ausgegrenzt wird, egal, wie sie oder er sich verhält. Im Artikel geht es um Letztgenanntes. Es ist in Ordnung, unangenehmen Kollegen aus dem Weg zu gehen. Das ist noch kein Mobbing. Charakteristisch für Mobbing ist, dass mehrere Personen regelmäßig eine bestimmte Person ignorieren, anfeinden beziehungsweise schikanieren, wobei die Ursachen eher weniger im tatsächlichen Verhalten des Mobbingofers liegen. Es werden vielmehr Verhaltensweisen einfach so behauptet, Situationen verdreht oder Missverständnisse aufgebauscht – mit dem Ziel, die oder den Gemobbten in ein schlechtes Licht zu setzen oder zur Verzweiflung zu bringen. Mobber handeln überwiegend aus Langeweile, Frust oder Neid. An einem klärenden, fairen Gespräch zur Verbesserung des Umgangs sind sie nicht interessiert.

Verhält sich jemand an einem Arbeitsplatz unkollegial oder extrem unfreundlich, braucht er sich umgekehrt nicht zu wundern, wenn sich Kollegen von ihm fernhalten beziehungsweise den Kontakt auf das Nötigste beschränken. Mobbing ist so etwas nicht. Niemand kann von dir verlangen, dass du deswegen deine Gesundheit gefährdest. Allerdings empfehle ich euch ein klärendes Gespräch – am besten mit einer neutralen weiteren Person, um möglicherweise vorhandene Missverständnisse zu klären und den Umgang Miteinander zu verbessern.

Auf diese beiden Unterschiede – Was ist Mobbing, was wiederum nicht? – geht der Artikel ein. Vielleicht liest du ihn noch einmal.

Antwort
Stefanie Gürses 21. Juli 2022 - 1:56

Das ist doch wohl hier nicht dein Ernst, was du da schreibst? Es kann doch echt nicht angehen , dass das etwas mit Teamwork und Mitarbeitermotivation zu tun haben sollte.Msn sollte Probleme in der Firma besprechen und diese versuchen zu lösen anstatt Kollehen nicht zu beachten und zu ignorieren
..für mich ist das Kindergartenniveau und sollte sofort durch den Vorgesetzen unterbunden werden.
Wer mutig ist und die Schnauze gestrichen voll hat von soner Scheisse, sagt einfach gerade hinaus dass er/sie kündigt,wenn nicht gewisse Barrieren aufgefahren werden.
Never don’t give up bei solchen Idioten und Pennern als sogenannte Kollegen.

Antwort
Gerd und Christine Spranger 16. November 2022 - 15:34

„Ich werde gemobbt am Arbeitsplatz“
Vielen Dank für Ihre interessanten Informationen zum Thema Mobbing am Arbeitsplatz. Wir haben es auch immer wieder erlebt, dass Kollegen einem einfach ignorierten, um sich selbst eine besser Position zu sichern. Wir finden, Betroffene sollten das nicht einfach hinnehmen. Denn dieses Verhalten ist niemals eine Option. Viel besser ist es, das Gespräch mit den Kollegen zu suchen und auch den Vorgesetzten mit einzubinden. Oft reicht es schon, ihm gegenüber nur das Wort Mobbing zu verwenden. Dann läuten bei ihm schon alle Alarmglocken, denn das ist ein Hinweis darauf, dass Ärger für die Abteilung entstehen könnten.
Wir erlebten Mobbing am Arbeitsplatz und uns war klar, dass wir rasch aktiv werden und uns dagegen wehren mussten. Es macht keinen Sinn, den Mobbing-Attacken mit besonderem Fleiß entgegenzuwirken. Und das, obwohl bei Mobbing-Attacken sehr oft Arbeits-Mängel als Vorwand dienen.
Aber es ist eine falsche Strategie, diesen ungerechtfertigten Vorwürfen mit noch mehr Engagement entgegenzutreten. Denn das Mobben ist keine konstruktive Kritik, sondern lediglich ein bösartiges Verhalten. Fiese Kollegen versuchen lediglich die Schwachstellen beim Mobbingopfer zu finden und dann Mobbing-Angriffe zu starten, um die betroffene Person zu demütigen.
Manchmal ist es auch nicht einfach, das Mobbing durch Kollegen von einem normalen Konflikt zu unterscheiden
Denn nicht jeder Streit muss Mobbing bedeuten. Mobbing ist es dann, wenn eine Person systematisch zum Mobbing-Opfer diskriminiert wird. Das Ganze läuft dann zum Beispiel ein halbes Jahr lang und zwar mindestens ein Mal pro Woche. Spontane Streitigkeiten können Sie nicht dazu zählen. Aber gerade diese kommen häufig vor.
Mobber haben zum Ziel, die gemobbte Person auszustoßen. Die Zusammenarbeit und Kommunikation wird verweigert und man versucht, das soziale Ansehen des Opfers zu schädigen. Wer betroffen ist, muss seine Resilienz stärken und darf sich nicht in die Opferrolle drängen lassen. Setzen Sie sich durch und machen Sie das Verhalten entsprechender Kollegen öffentlich. Es ist nichts, für das Sie sich schämen sollten.

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