Was tun, wenn’s brennt? Natürlich die Feuerwehr rufen! Was kaum jemand weiß: Eine Berufsfeuerwehr existiert nur in rund 100 deutschen Städten. Häufig rückt daher die Freiwillige Feuerwehr zu Einsätzen aus. Doch was unterscheidet die Freiwillige Feuerwehr von der Berufsfeuerwehr und wie wird man eigentlich Feuerwehrmann? Wir haben mit Marc Brindöpke, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr in Bielefeld gesprochen.

Wie bist Du zur Freiwilligen Feuerwehr gekommen? Was war Deine Motivation?
Vor zehn Jahren war ich Ersthelfer bei einem schweren Verkehrsunfall. Unter anderem kam auch ein Passant dazu, der Mitglied einer Freiwilligen Feuerwehr war. Das routinierte Verhalten in der Notfallsituation hat mich beeindruckt und darum habe ich mich informiert, wo die für mich zuständige Freiwillige Feuerwehr ist. Ich besuchte die Kameraden bei einem Dienstabend und es hat mir so gut gefallen, dass ich seitdem Mitglied der Freiweilligen Feuerwehr Bielefeld bin.
Auch wenn es kitschig klingt, Menschen in Notsituationen kompetent helfen zu können, ist eine große Motivation, aber auch die Kameradschaft innerhalb der Gruppe und die vielseitigen Tätigkeiten machen Freude und motivieren immer wieder aufs Neue.
Wie wirst Du zu den Einsätzen gerufen? Musst Du Dich immer bereithalten?
Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr bekommt man zu Beginn seiner Tätigkeit einen sogenannten Funkmeldeempfänger. Man kann sich das Gerät als eine Art „Pager“ vorstellen, der im Alarmfall akustische Signale von sich gibt und die Einsatzmeldung anzeigt. Meistens wird das kleine Gerät am Gürtel befestigt, sodass es im Alltag nicht weiter stört.
Prinzipiell gilt die Bereitschaft der Freiweilligen Feuerwehr an 365 Tagen, 24 Stunden am Tag, aber natürlich ist es nicht möglich, sich jederzeit bereit zu halten. Es gibt immer Gründe, warum man an einem Einsatz nicht teilnehmen kann, beispielsweise die berufliche Situation, Urlaub oder sonstige Tätigkeiten, bei denen man nicht alles stehen und liegen lassen kann. Darum ist es wichtig, dass es genügend Mitglieder in der Feuerwehr gibt, sodass immer eine starke Mannschaft bereit steht.
Und wie häufig kommt es zu einem Einsatz?
Die Häufigkeit von Einsätzen kann man nicht pauschal bestimmen. Ich bin Mitglied einer kleineren Löschabteilung in der Bielefelder Innenstadt. Wir werden im Jahr zu rund 60 Brand- und Hilfeleistungseinsätzen gerufen.

Gibt es Erlebnisse, an die Du gerne zurückdenkst? Was ist Dir an dramatischen oder besonders schönen Einsätzen in Erinnerung geblieben?
Es gibt viele unterschiedliche Einsatzszenarien, bei denen immer bedacht werden muss, dass man zu einem Notfall gerufen wird. Das bedeutet, man kann nicht nur mit Extremsituationen in Kontakt kommen, sondern auch Menschen können dabei erheblichen Schaden davontragen. Das sind Einsätze, die einem nahe gehen. Diese sind aber zum Glück nicht sehr häufig.
Besonders schön ist es wenn man jemanden vor Schaden bewahren kann, sei es einen Menschen direkt zu retten oder aber auch das Hab und Gut zu schützen. Das Schönste ist die meist auftretende Dankbarkeit von Betroffenen, denen man helfen konnte.
Als sehr besonders bleibt mir hier ein fünftägiger Einsatz aus dem Jahr 2013 in Sachsen-Anhalt in Erinnerung, bei dem unter anderem Einheiten aus Bielefeld bei der Bekämpfung der Hochwassersschäden unterstützt haben. Alle Menschen mit denen wir in Kontakt traten, waren äußerst freundlich und besonders dankbar für den Einsatz eines jeden. So ein positives Feedback ist sehr motivierend und bleibt einem lange im Gedächtnis.
Seid ihr eine gemischte Gruppe aus Frauen und Männern?
Ein erfreulicher Trend, ist zu vermerken, dass immer mehr Frauen in der Feuerwehr tätig sind. Bei uns am Standort haben wir eine Frau in der Gruppe, welche aber leider aus gesundheitlichen Gründen in der Ehrenabteilung, als eine Art passives Mitglied, tätig ist.
Was sollten Bewerber mitbringen, die sich bei der Freiwilligen Feuerwehr engagieren möchten?
Grundsätzlich kann sich jeder in der Freiwilligen Feuerwehr engagieren. Das wichtigste hierbei ist das Verantwortungsbewusstsein, die Begeisterungsfähigkeit für technische Arbeit, Kameradschaft und Teamwork und natürlich der Wille, Menschen zu helfen. Das notwendige Fachwissen wird im Laufe der Zeit auf unterschiedlichen Lehrgängen vermittelt.
In den Medien ist häufig von Angriffen auf Polizisten, Sanitäter und Feuerwehrmänner die Rede. Hast Du so etwas auch schon erlebt?
Dies ist ein sehr bedauerliches Thema, denn im Endeffekt ist man im Dienst um zu helfen und wünscht sich dafür natürlich von allen Seiten etwas Verständnis für die Arbeit der Feuerwehr oder generell der Hilfsorganisationen. Leider habe auch ich diese Erfahrungen schon machen müssen, meistens in Bezug auf ungeduldige Verkehrsteilnehmer, die kein Verständnis für beispielsweise Sperrungen von Straßen mitbringen.
Die Arbeit im Straßenverkehr birgt für Rettungskräfte viele Gefahren, darum ist eine Absperrung der Einsatzstelle meist unumgänglich. Es kam schon mal zu verbalen Auseinandersetzungen, dies ist aber die absolute Ausnahme. Im Endeffekt sollte sich jeder vor Augen führen, dass man selber auch in einer Situation auf Hilfe angewiesen sein kann und sollte mit diesem Verständnis die Maßnahmen von Rettungskräften unterstützen und Verständnis zeigen.
Fehlt es an Anerkennung für die Freiwillige Feuerwehr? Was können Politik und Gesellschaft Deiner Meinung nach besser machen?
Ich persönlich denke, dass das Ehrenamt generell eher als Selbstverständlichkeit angesehen und nicht mit dem entsprechenden Verständnis definiert wird. In einer Notsituation ist es dem Betroffenen meist egal, ob die Rettungskräfte haupt- oder ehrenamtlich tätig sind. Die kompetente Hilfe ist ausschlaggebend. Diese Ansicht ist völlig korrekt und darf auch erwartet werden, aber dennoch sollte von Politik und Gesellschaft mehr Verständnis dafür aufgebracht werden, was ehrenamtlich, fernab von irgendwelchen Vorurteilen, geleistet wird.
Allein in der Abteilung, in der ich tätig bin, fallen jährlich tausende Arbeitsstunden an, die immer wieder geleistet werden. Auch im Hinblick auf den demographischen Wandel und die Motivation von jungen Menschen, sich in der Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren, müssten durch die zuständigen Stellen Anreize gesetzt werden. Es gibt auch neben der monetären Vergütung eine Vielzahl von möglichen Ansätzen, entsprechende Anreize zu schaffen oder bestehende auszubauen.
Vom Ehrenamt einmal abgesehen: Was unterscheidet die Freiwillige Feuerwehr eigentlich genau von der Berufsfeuerwehr?
Eine Berufsfeuerwehr ist nicht in jeder Stadt vorzufinden, denn in beispielsweise ländlichen Regionen wird der Brandschutz ausschließlich durch freiwillige Kräfte gestellt. Der hauptsächliche Unterschied beststeht natürlich in der Art des Anstellungsverhältnisses. Mitglieder der Berufsfeuerwehr sind hauptberuflich bei der Feuerwehr beschäftigt, das Ehrenamt hingegen leistet die feuerwehrtechnische Arbeit unentgeltlich.
Die Freiwillige Feuerwehr ist als Unterstützung zur Berufsfeuerwehr zu definieren, denn in Städten mit Berufsfeuerwehr werden die Einsätze gemeinsam abgearbeitet. Je nach Einsatzlage wird häufig eine Vielzahl von Einsatzkräften benötigt, diese setzen sich aus ehrenamtlichen und hauptberuflichen Feuerwehrleuten zusammen. In Städten oder Landkreisen ohne eine Berufsfeuerwehr wird sämtliche feuerwehrtechnische Arbeit von der zuständigen Freiwilligen Feuerwehr übernommen. Aufgrund der anspruchsvollen Arbeit wird sowohl in der Stadt, als auch in den ländlichen Regionen sehr viel Wert auf eine gute Ausbildung der Kameradinnen und Kameraden gelegt.

Was ist Deiner Erfahrung nach die häufigste Ursache für Brände?
Ein Brand kann viele Ursachen haben, aber als eine der häufigeren ist wohl der Defekt von elektronischen Geräten zu nennen. Defekte Kabel bleiben meist lange Zeit unerkannt, können aber zu Schwelbränden mit Ausbreitungsgefahr führen. Auch durch einen Kurzschluss von Geräten kann ein Brand entstehen.
Eine weitere Rubrik für Brandursachen lässt sich generell auf menschliches Fehlverhalten zurückführen. Das vergessene Bügeleisen auf dem Bügelbrett oder der Topf auf dem Herd, die achtlos weggeworfene Zigarette oder aber auch die Kerzen, die beim zu Bett gehen noch brennen. All diese Dinge beschreiben klischeehaft die Ursachen für Brände, doch in der Realität zeichnen sich diese Dinge als durchaus reale Ursache ab.
Welche Tipps hast Du, um Brände im Haushalt zu vermeiden?
Die möglichen Ursachen für Brände sind sehr breit gestreut, aber als wichtigster und effizientester Schutz dient die Achtsamkeit eines jeden. Im Haushalt lassen sich viele Brandursachen auf Unachtsamkeit zurückführen. Viele Brände ließen sich vermeiden, wenn mehr darauf geachtet würde, dass beispielsweise elektrische Geräte ausgeschaltet und bestmöglich die Stecker aus der Steckdose entfernt werden, dass die Küchenrolle nicht auf die heiße Herdplatte fallen kann, oder auch die Kerzen den Adventskranz nicht in Brand setzten können.
Wird ein Defekt in der Stromleitung oder an einem technischen Gerät festgestellt, so sollte dieser Zustand beseitigt und das Gerät bis zur Instandsetzung nicht weiter genutzt werden. Als weiterer und wichtiger Schutz ist generell zu empfehlen, private Rauchmelder zu installieren. Rauchmelder geben ein schrilles akustisches Signal von sich, sobald der überwachte Raum sich mit Rauch füllt. So ist eine effiziente Warnung für die Bewohner, als auch eine Früherkennung von Bränden möglich.
Wie kann man sich bei der Freiwilligen Feuerwehr bewerben?
Am einfachsten ist es, per Internetrecherche die richtigen Ansprechpartner herauszufinden. Die meisten Freiwilligen Feuerwehren präsentieren sich auf eigenen Internetseiten und informieren über Rufnummern oder Mailadressen zur Kontaktaufnahme. Ansonsten kann auch der Weg zur nächstgelegenen Feuerwache oder das Telefonat mit der Stadt- oder Kreisverwaltung helfen, den richtigen Ansprechpartner herauszufinden.
Marc, wir danken Dir für das interessante Gespräch und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg bei Deinen Einsätzen.
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