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Sekundäre Pflanzenstoffe – einfach erklärt

von Lieselotte Wever
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Sekundäre Pflanzenstoffe – einfach erklärt

Geht es um gesunde Ernährung, werden häufig die sekundären Pflanzenstoffe erwähnt. Was genau ist darunter zu verstehen? Mal sind die Informationen über sekundäre Pflanzenstoffe oberflächlich und unvollständig, mal fallen sie so umfangreich aus wie eine wissenschaftliche Abhandlung. Sekundäre Pflanzenstoffe – einfach erklärt: Hier kommen sie!

Was sind sekundäre Pflanzenstoffe? Gibt es primäre Pflanzenstoffe?

Die Frage nach primären Pflanzenstoffen liegt nahe, denn wenn es etwas Sekundäres gibt, muss es noch etwas davor geben. Warum aber hört und liest man so häufig von sekundären Pflanzenstoffen, dagegen nichts von primären Pflanzenstoffen?

Primäre Pflanzenstoffe in Kürze

In der Tat gibt es primäre Pflanzenstoffe. Sie werden nur nicht als solche bezeichnet. Die geläufigen Bezeichnungen für primäre Pflanzenstoffe lauten Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate. Hiervon hast Du natürlich schon gehört. Primäre Pflanzenstoffe sind in Pflanzen am Energiestoffwechsel und am Zellaufbau beteiligt. Sie sind für eine Pflanze lebensnotwendig.

Sekundäre Pflanzenstoffe in Kürze

Sekundäre Pflanzenstoffe sind nicht lebensnotwendig für eine Pflanze, erfüllen aber dennoch wichtige, vorteilhafte Aufgaben. Bei sekundären Pflanzenstoffen handelt es sich um chemische Verbindungen in enormer Vielfalt, die lediglich in geringen Konzentrationen in Pflanzen vorkommen.

Du findest sie als Farbstoffe in Blüten und Früchten, wo sie Tiere zum Bestäuben der Pflanze anlocken und gleichzeitig mit Nahrung belohnen. Auf diese Weise erfolgt außerdem die Verbreitung der Pflanzensamen.

Ebenfalls wichtig sind sekundäre Pflanzenstoffe in Form von Aromastoffen. Spezielle Geschmacksstoffe wie beispielsweise Bitterstoffe wirken abschreckend gegen Fraßschädlinge und wirken gegen verschiedene Pflanzenkrankheiten.

Erwähnenswert ist außerdem der Schutz einiger sekundärer Pflanzenstoffe vor ultravioletter Strahlung.

Was sind sekundäre Pflanzenstoffe? Wie wirken sekundäre Pflanzenstoffe? Wo kommen sie vor?

Insgesamt sind rund 100.000 sekundäre Pflanzenstoffe bekannt, von denen zwischen 5.000 und 10.000 in der menschlichen Nahrung von Bedeutung sind. Wir können Dir also in diesem Artikel nicht sämtliche sekundären Pflanzenstoffe vorstellen. Unsere Auswahl stellt Dir die wichtigsten vor. Einige der Bezeichnungen sind Dir bestimmt schon bekannt, nur wusstest Du bisher nicht, dass es sich dabei um sekundäre Pflanzenstoffe handelt.

Carotinoide

Unter den Carotinoiden nimmt das Beta-Carotin eine prominente Rolle ein. Es zählt zu den Farbstoffen und ist vor allem in roten und gelben Obst- und Gemüsesorten wie Aprikosen, Kürbissen, Mohrrüben, Tomaten und Paprika vorhanden sowie in grünem Gemüse wie Feldsalat, Spinat, Grünkohl und Wirsing. Im Körper wirkt Beta-Carotin antioxidativ beziehungsweise gegen freie Radikale. Diese freien Radikale sind Atome oder Moleküle, die unter anderem an bestimmten körperlichen Reaktionen wie Oxidationsprozessen mitwirken, was zur vorzeitigen Abnutzung von Zellen und somit zu einer beschleunigten Zellalterung führt. Außerdem beugt Beta-Carotin Schäden an der Erbsubstanz vor und soll das Krebsrisiko vermindern.

Sulfide

Bei Sulfiden handelt es sich um Geschmacksstoffe, die vor allem in Zwiebeln, Schnittlauch, Porree und Knoblauch stecken. Dir ist bestimmt schon der leicht schweflige Geruch und Geschmack dieser Pflanzen aufgefallen. Sulfide fördern die Verdauung und senken den Cholesterinspiegel. Sie wirken außerdem antimikrobiell und unterstützen das Immunsystem. Sulfiden wird außerdem ein vorbeugender Effekt gegen Magen- und Dickdarmkrebs nachgesagt.

Saponine

Sie stecken in Hülsenfrüchten wie Erbsen, Linsen oder Bohnen: Saponine. Die Bitterstoffe helfen den Cholesterinspiegel zu senken, wirken entzündungshemmend und sollen vorbeugend gegen Krebs wirken.

Glucosinolate

Glucosinolate dienen einer Pflanze als Aromastoff und finden sich beispielsweise in Rettich, Radieschen, Kresse sowie allen Kohlsorten. Sie entgiften, hemmen das Wachstum von Mikroorganismen und schützen den Körper vor Infektionen. Wie vielen weiteren sekundären Pflanzenstoffen wird auch Glucosinolaten eine vorbeugende Wirkung gegen Krebs nachgesagt. Glucosinolate verringern auch die Gefahr des Entstehens von Magengeschwüren.

Polyphenole

Polyphenole bringen Farbstoffe und Bitterstoffe in eine Pflanze. Sie befinden sich in Nüssen und Kaffee sowie in den Randschichten von Gemüse, Obst und Getreide. Polyphenole können Krankheitserreger vernichten und stärken das Immunsystem. Außerdem wirken sie Herz-Kreislauf-Erkrankungen entgegen und werden als Schutz gegen Krebs angesehen.

Sekundäre Pflanzenstoffe: die Gruppe der Flavonoide

Ihr Name fällt ebenfalls oft, wenn es um sekundäre Pflanzenstoffe geht: Flavonoide. Sie stellen eine Untergruppe der Polyphenole dar. Flavonoide kommen in vielen verschiedenen Pflanzen vor, zum großen Teil als Farbstoffe für Blüten in Hellgelb, Rot, Blau und Violett. Außerdem stecken sie in vielen Pflanzen, die Menschen als Nahrung dienen: Obst wie Äpfeln, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Trauben und Beeren, Gemüsen wie Auberginen, Grünkohl, Rote Bete, Rotkohl oder Zwiebeln sowie Soja. Schwarzer und grüner Tee enthalten ebenfalls Flavonoide.

Die positive Wirkung der Flavonoide auf die menschliche Gesundheit ist noch nicht komplett erforscht. Es fanden sich Hinweise auf eine Verringerung des Risikos für Herz-Kreislauf-Krankheiten und Krebserkrankungen. In Tierversuchen zeigten sich zusätzliche positive Wirkungen der Flavonoide: antioxidativ, antithrombotisch, blutdrucksenkend, entzündungshemmend, immunsystemstärkend und antibiotisch. Gedächtnisleistungen profitierten ebenfalls von Flavonoiden. Was alles davon auch für den Menschen zutrifft, muss sich noch zeigen.

Sekundäre Pflanzenstoffe – einfach erklärt

Flavonoide finden auch in Arzneimitteln vielseitige Verwendung, darunter als

  • Venenmittel
  • Lebermittel
  • Entwässerungsmittel
  • Krampflöser
  • Herz-Kreislauf-Behandlung

Für Arzneimittel genutzte Pflanzenteile mit einem besonders großen Anteil von Flavonoiden sind zum Beispiel:

  • Arnikablüten
  • Birkenblätter
  • Buchweizenkraut
  • Ginkgoblätter
  • Holunderblüten
  • Hopfenzapfen
  • Kamillenblüten
  • Lärchenextrakt
  • Mariendistelfrüchte
  • Passionsblumenkraut
  • Pomeranzenschale
  • Ringelblumenblüten
  • Rotes Weinlaub
  • Süßholzwurzel
  • Weißdornblüten und -blätter

Sekundäre Pflanzenstoffe: die Untergruppe der Anthocyane

Die Anthocyane sind wiederum eine Untergruppe der Flavonoide. Anthocyane als Pflanzenfarbstoffe sind wasserlöslich. Charakteristisch für sie ist eine intensive rote, blaue und violette Farbgebung von Blüten und Früchten. Viele mit Anthocyanen geradezu vollgepackten Früchte werden erfolgreich als gesundes Powerfood vermarktet. Hierbei handelt es sich nicht bloß um eine raffinierte Verkaufsstrategie. Tatsächlich empfehlen auch Ärzte Obst- und Gemüsesorten, die reich an Anthocyanen sind.

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Anthocyane schützen menschliche Zellen vor freien Radikalen, beugen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor und verringern angeblich das Risiko für Krebserkrankungen. Ihr Wirkmechanismus ist bisher jedoch nicht endgültig erforscht. Festgestellt wurde nämlich, dass diese sekundären Pflanzenstoffe nicht sehr stabil sind. Sie sind licht- und temperaturempfindlich. Im menschlichen Verdauungssystem beginnt ihre Zersetzung bereits im Mund durch den Speichel. Trotzdem lasse Dir ruhig anthocyanreiche Nahrungsmittel schmecken:

  • Açaí-Beeren
  • Aronia-Beeren
  • Brombeeren
  • Heidelbeeren
  • Himbeeren
  • Holunderbeeren
  • Kirschen
  • schwarze Johannisbeeren
  • rote und blaue Trauben
  • Rotwein
  • Auberginen
  • Rotkohl

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Sekundäre Pflanzenstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln

Wenn sekundäre Pflanzenstoffe so positive Eigenschaften für den menschlichen Organismus mitbringen, könntest Du sie doch in konzentrierter Form als Nahrungsergänzungsmittel zu Dir nehmen. Sekundäre Pflanzenstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln sind zum Beispiel als Fruchtpulver, Gemüsekapseln und sogar Rotweintabletten zu haben.

Ernährungsphysiologen raten allerdings vom Griff zu Nahrungsergänzungsmitteln mit sekundären Pflanzenstoffen ab. Oft sind Inhaltsangaben der Präparate nicht korrekt wiedergegeben. Auch entspricht die Zusammensetzung der Bestandteile in den Pflanzenstoffextrakten nicht der natürlichen Ausgewogenheit frischer Lebensmittel. Da sekundäre Pflanzenstoffe teilweise sehr empfindlich sind und eine behutsame sowie sortengerechte Bearbeitung erfordern, ist nicht immer gewährleistet, dass Nahrungsergänzungsmittel die sekundären Pflanzenstoffe wirklich in der erwarteten Qualität enthalten.

Gern wird für Nahrungsergänzungsmittel mit sekundären Pflanzenstoffen mit dem Argument geworben, dass Obst und Gemüse oft schon einen langen Weg hinter sich habe und viele der sekundären Pflanzenstoffe kaum noch vorhanden seien. Die Qualität von sekundären Pflanzenstoffen aus frischem Obst und Gemüse können Nahrungsergänzungsmittel mit sekundären Pflanzenstoffen dennoch nicht vollständig ersetzen.

Sekundäre Pflanzenstoffe – einfach erklärt

Der Effekt einer Einnahme von sekundären Pflanzenstoffen als Nahrungsergänzungsmittel ist nicht nur zweifelhaft, sondern kann sogar gefährlich werden. Bekannt ist zum Beispiel das mehrfach nachgewiesene erhöhte Lungenkrebsrisiko von Rauchern, wenn diese Beta-Carotin in hoher Dosierung zu sich nahmen. Auch hochdosierte östrogenhaltige sekundäre Pflanzenstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln können schaden, indem sie beispielsweise Tumorzellen schneller wachsen lassen.

Du hast die Wahl!

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Mal ehrlich: Schmecken echtes Obst und Gemüse nicht ohnehin viel besser als Nahrungsergänzungsmittel und machen Dich obendrein satt? Preiswerter ist es außerdem.

Kurz gesagt

Sekundäre Pflanzenstoffe bringen nicht nur den Pflanzen Vorteile, sondern dazu auch dem menschlichen Körper zahlreiche positive Effekte. Sekundäre Pflanzenstoffe existieren in einer verwirrenden Vielfalt. Alle kann ein Mensch gar nicht kennen. Es genügt, die sekundären Pflanzenstoffe mit den für Menschen besonders wertvollen Eigenschaften zu kennen, um sie beim persönlichen Speiseplan zu berücksichtigen.

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