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Alternative Schulformen – welche gibt es und welche passt zu meinem Kind?

von Philipp Senge
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gezeichnete Schulkinder mit Schultaschen vor einer Tafel mit ABC darauf

Wenn Du Mutter oder Vater eines oder mehrerer Kinder bist, steht eines Tages die Einschulung Deines Kindes an. Im Vorfeld musst Du mehrere Entscheidungen treffen. Zum Beispiel, auf welche Schule Dein Kind gehen soll. Auf eine staatliche oder doch lieber eine freie Alternativschule? Was bedeutet aber freie Schule eigentlich und was ist an alternativen Schulen so anders? Welche alternativen Schulformen gibt es überhaupt, worin unterscheiden sie sich und welche passt zu Deinem Kind?

Das solltest Du über Alternativschulen wissen

Schulen sind in Deutschland staatlich organisiert und finanziert. Der Unterricht folgt vorgegeben Lehrplänen. Die Wissensvermittlung läuft in regulären staatlichen Schulen im Großen und Ganzen nach ähnlichen Mustern ab. Es gibt aber auch Schulen mit alternativen pädagogischen Konzepten zur Wissensvermittlung, die mehr oder weniger von den Konzepten regulärer Schulen abweichen. Solche Alternativschulen können ebenfalls in staatlicher Trägerschaft sein. Weitaus häufiger sind es jedoch sogenannte freie Schulen. Freie Schulen befinden sich in der Trägerschaft von kirchlichen und sozialen Institutionen, Vereinen oder auch von Privatpersonen. Der Begriff „Freie Schule“ ist nur eine andere Bezeichnung für Privatschule.

Die meisten alternativen Konzepte gibt es im Grundschulbereich. Weiterführende alternative Schulen sind deutlich seltener. Nicht alle Alternativschulen schließen mit einem staatlich anerkannten Abschluss ab.

Alternative Schulen binden auch die Eltern stark mit ein. Engagement ist gewünscht und mitunter sogar verpflichtend. Je nach Finanzierung der Schulen musst Du an einer Alternativschule Schulgeld bezahlen. Die Höhe kann sehr unterschiedlich sein und zwischen 30 und mehreren hundert Euro liegen.

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Wie viel anders sind alternative Schulen eigentlich?

Wie stark eine alternative Schule von regulären Schulen abweicht, hängt maßgeblich davon ab:

  • Welchem Konzept sie folgt
  • Wie die einzelne Schule dieses Konzept umsetzt

Eine entscheidende Rolle spielt in jedem Fall das Konzept, das die Schule verfolgt. Dabei kann es sich um ein völlig einmaliges Konzept handeln, das es so in der Form nur an dieser einen Schule gibt. Daneben gibt es aber auch einige etablierte Konzepte, denen eine Schule folgen kann. Die bekanntesten Beispiele dafür sind Waldorfschulen oder Montessori-Schulen. Es gibt aber noch zahlreiche weitere mehr oder weniger verbreitete Konzepte.

Gemeinsam ist den meisten alternativen Schulformen, dass sie weniger Wert auf die reine Wissensvermittlung legen. Stattdessen fördern sie in besonderem Maße:

  • Selbstständigkeit
  • Soziales Verhalten
  • Kreativität
  • Demokratisches Denken

Je nach Konzept liegt der Fokus unterschiedlich stark auf diesen einzelnen Fähigkeiten. Frontalunterricht wird je nach Schulform gar nicht oder nur in geringem Umfang praktiziert.

Bekannte alternative Schulkonzepte

Waldorfschule

Freie Waldorfschulen dürften wohl die bekannteste Form alternativer Schulen sein. Die Waldorf-Pädagogik geht auf den Begründer Rudolf Steiner zurück. Die erste Waldorfschule wurde 1919 in Stuttgart gegründet. Die Waldorfpädagogik folgt dem Grundsatz „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Waldorf-Pädagogik auf der Entwicklung kognitiver, kreativer praktischer und sozialer Fähigkeiten der Kinder. In der Waldorfpädagogik gibt es bis zur achten Klasse keine Schulnoten. Ab der neunten Klasse kann zusätzlich ein „reguläres Zeugnis“ ausgestellt werden. Bis dahin erhalten die Kinder einen individuellen Entwicklungsbericht. Sitzenbleiben gibt es ebenfalls nicht.

Die Waldorfpädagogik folgt einem eigenen Lehrplan und ist auf eine Schulzeit von 12 Jahren ausgerichtet. Sie schließt mit einem staatlich nicht anerkannten Waldorfabschluss ab. Durch zusätzliche Prüfungen können die Kinder aber auch die staatlichen Schulabschlüsse erlangen.

Montessori

Die Montessori-Pädagogik arbeitet nach dem Grundsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“ und geht auf die Italienerin Maria Montessori zurück. Die Förderung des natürlichen Lerntriebes steht absolut im Mittelpunkt. Kennzeichnendes Merkmal von Montessori-Schulen ist das Selbstbestimmte Lernen, das zu großen Teilen altersgemischt stattfindet. Die Schüler können in großen Zeitblöcken völlig frei entscheiden, womit sie sich beschäftigen möchten. Auch wie und mit wem sie arbeiten möchten, bleibt den Kindern völlig selbst überlassen. Auf diese Weise sollen sie frei von Einflüssen durch Lehrer lernen. Lehrer helfen den Kindern dabei, sich selbst zu helfen und eigene Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Eine große Rolle spielen in der Montessori-Pädagogik spezielle Arbeitsmittel. Sie ermöglichen ein spielerisches Lernen.

Neben dem freien Lernen in altersgemischten Klassen findet auch der Unterricht von Schulfächern in gleichen Altersklassen statt.

Die Montessori-Pädagogik ist besonders stark in Kindertageseinrichtungen verbreitet. Auch viele reguläre Schulen greifen inzwischen auf einzelne Elemente dieser Schulform zurück. Reine Montessori-Schulen gab es lange Zeit nur bis zu zehnten Klasse. Seit einiger Zeit gibt es auch Montessori-Gymnasien. Alle staatlichen Schulabschlüsse sind somit möglich.

Jenaplan

Gründer der Jenaplan-Pädagogik ist Peter Petersen. Er veröffentlichte sein Schulkonzept erstmals 1927. Eine zentrale Rolle nehmen bei dieser Schulform Gespräche, Spiel, Arbeit und Feier ein. Die Kinder lernen den regulären Pflichtlehrstoff im Kursunterricht. Daneben gibt es altersgemischte Stammgruppen. In diesen Gruppen arbeiten die Kinder selbstständig und über längere Zeiträume an vertiefenden Materialien oder Projekten. Die Schüler unterstützen sich gegenseitig – insbesondere die älteren die jüngeren. Gesprächskreise, gemeinsame Frühstückspausen und regelmäßige kleinere oder größere Feste spielen eine wichtige Rolle, die das Gemeinschaftsgefühl stärken und demokratisches Denken fördern. Insgesamt zielt die Jenaplan-Pädagogik auf Selbstständigkeit und die Förderung sozialer Kompetenzen ab. Bis zur siebten Klasse gibt es keine Schulnoten.

Nach der Jenaplan-Pädagogik arbeiten vor allem Grund- aber auch weiterführende Schulen. Viele davon sind staatliche Schulen.

Weitere Alternativschulen

Waldorf-, Montessori- und Jenaplan-Schulen sind die bekanntesten Alternativschulen. Sie gehen alle auf die Reform-Pädagogik zurück, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte. Daneben haben sich im Laufe der Zeit weitere Alternativschulen entwickelt, die jedoch (in Deutschland) nicht ganz so stark verbreitet sind. Dazu zählen insbesondere:

  • Freinet-Schulen
  • Demokratische Schulen
  • Daltonplan-Schulen
  • Club of Rome-Schulen
  • Mehlhornschulen/BIP Kreativitätsschulen

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Welche Schulform passt nun zu meinem Kind?

Kaum eine Alternativschule gleicht der anderen. Das gilt auch, wenn sie dem gleichen Schulkonzept folgen. Wenn Du Dich für eine alternative Schule interessierst, solltest Du Dich mit ihr vertraut machen und Dich ganz konkret über die Einrichtung bei Dir vor Ort informieren. Höre Dich in Deinem Freundes- und Bekanntenkreis um, ob jemand schon Erfahrungen mit einer bestimmten Schule gemacht hat oder vielleicht schon ein Kind auf der Schule hat.

Viele alternative Schulen bieten auch regelmäßig Tage der offenen Tür an. Nutze solche Veranstaltungen, um Dich zu informieren, mit Lehrern ins Gespräch zu kommen und Dir einen ganz konkreten Eindruck von der Einrichtung zu machen. Auf diese Weise wirst du sehr schnell feststellen, ob die Schule zu Deinem Kind passt oder nicht. Passen die Philosophie und das Schulkonzept zu Deinen persönlichen Vorstellungen von Erziehung und Werten, kommt die Schule für Dich und Dein Kind sehr wahrscheinlich infrage. Darüber hinaus sollten die pädagogischen Ansätze und die Erziehungsschwerpunkte einer Schule auch zum Charakter, den Interessen und Neigungen Deines Kindes passen. Brauchte Dein Kind bisher sehr enge Grenzen, kann es mit einer besonders freien und selbstbestimmten Unterrichtsform völlig überfordert sein.

Vielleicht erscheinen Dir die Konzepte der Alternativschulen in Deiner Nähe zu drastisch. In diesem Fall kannst Du dich nach regulären Schulen in Deiner Nähe erkundigen, die Elemente aus den alternativen Schulkonzepten aufgegriffen haben. Viele Grundschulen greifen zum Beispiel auf Elemente aus der Montessori-Pädagogik zurück. Auf diese Weise kannst Du einen guten Mittelweg finden.

Kurz gesagt

Es gibt zahlreiche und zum Teil sehr verschiedene alternative Schulkonzepte. Die bekanntesten habe ihre Wurzeln in der Reformpädagogik des frühen 20. Jahrhundert. Sie ähneln sich daher in vielen Punkten, setzen jedoch verschiedene Schwerpunkte. Daneben gibt es neuere, oft einmalige Alternativschulen. Welche Schulform zu Deinem Kind passt, findest Du am besten heraus, wenn Du Dich über alternative Schulen in Deiner Umgebung informierst. Überprüfe kritisch, ob die Schulform zu Dir und Deinem Kind passt.

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