Start Finanzen Containern – Was ist das und darf man das überhaupt?

Containern – Was ist das und darf man das überhaupt?

von Jens Bayer
0 Kommentar
Containern - Was ist das und darf man das überhaupt?

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, die darauf ausgelegt ist, mehr zu produzieren als tatsächlich benötigt wird. Das führt auf vielfache Weise dazu, dass Produkte im Müll landen, die eigentlich noch zu gebrauchen wären. Einige Menschen containern, um Produkte zu retten.

Kurzlebige Produkte sind zum Beispiel:

  • Zeitungen und Zeitschriften von gestern
  • Elektrogeräte, der Vergängergeneration
  • Lebensmittel, die ihr Haltbarkeitsdatum überschritten haben
  • Kleidungsstücke, die nicht mehr der Mode entsprechen
  • Produkte, die kleine Mängel haben
  • Möbel, die nicht in die neue Wohnung passen

Wer dadurch sparen will, dass er sich die Sachen holt, die andere wegwerfen, muss folgende Fragen beantworten können:

  • Wo und wann stehen weggeworfene Sachen zur Verfügung?
  • Wem gehört der „Müll“
  • Wie ist die Rechtslage?
  • Was brauche ich, um die Sachen mitzunehmen?

Viel mehr als nur Müll

Das, was Du vielleicht unter dem Namen Dumpster-Diving, also Mülltonnen-Tauchen kennst, umfasst viel mehr als nur einen Blick in die Mülltonne. Müll landet an den unterschiedlichsten Orten: an Sammelplätzen, in Tonnen, auf der Straße. Es gelten unterschiedliche Regeln, je nachdem wo der Müll lagert. In vielen Gemeinden gibt es auch Online-Communities, die ihre Sachen zum Verschenken anbieten, statt sie wegzuwerfen. Hier ist der Link zu einer Karte: gute Plätze zum Dumpstern.

Containern, Mülltauchen, Dumpstern

Müll ist in unserer Gesellschaft nach wie vor ein Tabu-Thema. Nach wie vor gilt es als unfein, im Müll zu wühlen und etwas herauszuziehen. Das hat sich erst geändert, als aus dem Containern eine Bewegung wurde. Das bedeutet, dass sich Menschen zusammengeschlossen haben, die nicht unbedingt darauf angewiesen sind, sich Sachen aus dem Müll zu holen. Sie betrachten das Containern als politische Aussage: Sie stellen sich bewusst gegen den Konsum und versorgen sich lieber aus Abfalltonnen, als das System der Überproduktion zu unterstützen.

Wenn Du Dir unsicher bist, ob Containern etwas für Dich ist, dann nimm Kontakt zu einer Gruppe in der Nähe auf. Vielleicht können die Mitglieder Dir sagen, wo Containern geduldet wird und wo Du damit rechnen musst, eine Anzeige zu bekommen. Manche Gruppen versammeln sich regelmäßig, um die gefundenen Sachen untereinander zu tauschen.

Containern - Was ist das und darf man das überhaupt?

Rechtslage beim Dumpster Diving

Da wir keine Rechtsberatung geben können, empfehlen wir Dir, für Rechtsauskünfte einen Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin zu konsultieren.  Oder befrage Gruppen, die sich bereits anwaltlichen Rat eingeholt haben. Hier also nur ein kleiner Überblick über mögliche rechtliche Konzequenzen des Mülltauchens.

In Deutschland wurde mehrfach das Containern vor Gericht verhandelt. Auch Dinge in einer Abfalltonne gehören jemandem und es kann als Diebstahl gewertet werden, wenn Du sie einfach mitnimmst. Außerdem kann der Tatbestand des Hausfriedensbruchs erfüllt sein, wenn Du ohne Erlaubnis ein fremdes Grundstück betrittst. Das ist besonders dann der Fall, wenn Du über einen Zaun oder eine Mauer steigen musst. Wenn ein Vorhängeschloss an einem Container ist, dann lass auf jeden Fall die Finger davon! Wenn Du ein Schloss aufbrichst, dann ist das Sachbeschädigung.

In Österreich und der Schweiz wird das Ganze ein wenig lockerer gehandhabt, da Weggeworfenes als herrenlose Sache gilt. Dennoch sehen es viele Firmen und Privatleute nicht gern, wenn jemand unerlaubt an ihren Abfall geht.

[amazon box=“3961560102″ /]

Container-Knigge

Wann immer es möglich ist, solltest Du Dich vorher beim Eigentümer erkundigen, ob Du Dir bestimmte Sachen aus dem Müllcontainer nehmen darfst. Wem das peinlich ist oder wer auf den Nervenkitzel stehst, der geht so unauffällig aber so eindeutig wie möglich vor:

  • Er oder sie zieht sich nicht wie ein Panzerknacker an, sondern trägt normale Kleidung.
  • Mülltaucher nehmen Behälter und Tüten unterschiedlicher Größen mit, um sicher unterzubringen, was sie finden.
  • Meist sind die Mülltaucher zu ihrer eigenen Sicherheit mit Stirnlampe, Handschuhen und Telefon ausgestattet.
  • Sie sagen anderen Bescheid, wohin sie gehen.
  • Mülltaucher achten auf spitze oder scharfe Gegenstände.
  • Sie nehmen nur das mit, was sie auch verwerten oder an andere weitergeben.
  • Mülltaucher verteilen den Müll nicht außerhalb der Tonne oder des Abstellbereichs.
  • Sie waschen das, was sie gefunden haben, gründlich ab.
  • Nach der Container-Tour waschen sie sich selber gründlich.
  • Wenn ein Supermarkt oder anderes Unternehmen das Containern duldet, wollen sie meist nicht, dass man es weitererzählt. Diskretion ist also angesagt.

Praktische Tipps fürs Containern

Die Erfahrung zeigt, dass Du Dir das Leben leichter machen kannst, wenn Du ein paar zusätzliche Dinge beachtest:

  • Klopf anfangs gegen den Container oder den Sperrmüll, um Tiere zu vertreiben
  • Pass auf, dass Du Schmuck, Geld oder andere Gegenstände nicht verlieren kannst
  • Leg Dir eine gute Ausrede zurecht. Zum Beispiel, indem Du ein paar harmlose Flaschen oder Kartons bereit stellst, nach denen Du angeblich suchst
  • Besorg Dir einen Greifer, mit dem Du an schwer erreichbare Stellen kommst

Warnungen

  • Nimm nichts mit, was Deiner Gesundheit gefährlich werden könnte. Zum Beispiel keine Lebensmittel, die sich vollsaugen können und auch keine Melonen. In Melonen können sich Giftstoffe bilden!
  • Je höher die Temperaturen sind, desto vorsichtiger solltest Du sein
  • Stell sicher, dass der Container Dich nicht verletzen kann. Zum Beispiel durch eine Müllpresse, indem er wegrollt oder der Deckel zufällt
  • Verwende kein offenes Feuer und lass Deine Zigarette aus!
  • Sei vorsichtig bei Textilien oder Holz: Auch darin können Schädlinge sein
  • Achte darauf, dass Dein Impfschutz aktuell ist
  • Nimm nichts mit, was persönliche oder geschäftliche Daten enthält. Also weder Fotos noch persönliche Dokumente oder Firmenordner.

Alternativen zum Containern

Wenn Du findest, dass vieles zu schade zum Wegwerfen ist, kannst Du aktiv auf die betreffenden Firmen zugehen, deren Abfallbehälter voll sind. Du kannst sie fragen, ob es nicht möglich ist, die Produkte zu verschenken, zum Beispiel an die Tafeln oder eine andere Hilfsorganisation. Wenn das zu nichts führt, kannst Du Dich immer noch an die Presse wenden.

Containern - Was ist das und darf man das überhaupt?

Über das Containern hinaus: Freeganismus

Wer ein Auge dafür hat, sieht auf Schritt und Tritt Möglichkeiten Geld zu sparen. Du kannst zum Beispiel einiges bei der Ernährung tun. Bestimmt ist Dir schon mal aufgefallen, dass viele Früchte reif auf die Straße oder in ein Grundstück fallen und dort vergammeln. Wie beim Containern gibt es auch hier Eigentums- und Zugangsfragen, die geklärt werden müssen. Doch in den meisten Fällen wird niemand etwas dagegen haben, wenn Du Nüsse, Äpfel oder anderes Obst einsammelst.

Auf www.mundraub.org findest Du Plätze, an denen das Einsammeln erlaubt ist und Tipps, wie Du Dich verhalten solltest. In manchen Gebieten ist es noch üblich eine Nachlese zu betreiben. Das bedeutet, dass Du die Erlaubnis bekommst über eine landwirtschaftliche Fläche oder durch einen Forst zu gehen und die Früchte oder das Brennholz mitzunehmen, das liegengeblieben ist.

Kurz gesagt

Der Ansatz, etwas gegen die Wegwerfmentalität zu unternehmen, ist bereits in breiten Schichten der Bevölkerung angekommen. Jetzt liegt es an der herstellenden Industrie und bei den Politikern, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Müllvermeidung einfacher machen. Das Containern ist keine Lösung, die sich allgemein durchsetzen wird. Zum einen begibt man sich wegen der Eigentumsrechte mindestens in  eine rechtliche Grauzone. Zum anderen sind Mülltonnen nicht die hygienischsten Orte und es bestehen zahlreiche Gefahren für die Gesundheit der Mülltaucher.

Das könnte Dich auch interessieren

Hinterlasse einen Kommentar

* Mit der Verwendung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Handhabung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden.

Share via
Containern – Was ist das und darf man das überhaupt?