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Sommerzeit abschaffen: 8 gute Gründe gegen die Zeitumstellung

von Lieselotte Wever
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Junge mit rotem Umhang und Fliegerbrille in Supermann Stellung an einem Bahnsteig mit einer großen Uhr, im Hintergrund Sommer und Winter

Vielen Menschen ist sie ein Ärgernis: die zweimal im Jahr stattfindende Zeitumstellung. Am letzten Wochenende im März werden die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Es ist Sommerzeit. Am letzten Wochenende im Oktober erfolgt das Zurückstellen der Uhren um eine Stunde auf die Normalzeit. „Was soll das?“ fragen sich viele Menschen. Sie fordern ein Abschaffen der Sommerzeit. Gute Gründe dafür gibt es genug.

Wie es zur Einführung der Sommerzeit kam

Frankreich führte als erstes mitteleuropäisches Land anlässlich der Ölkrise 1973 bei sich die Sommerzeit ein und erhoffte sich davon energiesparende Effekte. Bereits damals galt die Erwartung als unrealistisch. Der eingesparten Energie standen mehrere durch das Einführen der Sommerzeit ausgelöste Belastungen gegenüber, die die Zeitumstellung eher unwirtschaftlich machten. Dennoch zogen die übrigen mitteleuropäischen Länder nach. Begründung: Angleichung der Zeitzonen im Interesse eines einheitlichen Binnenmarktes in Mitteleuropa. In Deutschland läuft die Sommerzeit seit 1980.

Sommerzeit: Pro und Contra

Schnell bildeten sich nach Einführung der Sommerzeit in Deutschland zwei Lager von Befürwortern und Ablehnern. Neben subjektivem Befinden wie dem früheren Aufstehen im Sommer oder einem Jetlag ähnelnden Beschwerden durch die Zeitumstellung gab es sachlichere Argumente. Dazu zählten verschiedene technische Probleme während der Umstellungstage – insbesondere bei Schichtdiensten, im Verkehrswesen oder in der Informationstechnik. Begrüßt wurde wiederum das längere Tageslicht am Abend, das längere Freizeitaktivitäten erlaubte.

Die beabsichtigte Energieersparnis dagegen blieb aus. Eingespartem Strom zur Beleuchtung steht ein höherer Heizenergieverbrauch in der Übergangszeit durch vorverlegte Heizzeiten gegenüber. Moderne Energiesparlampen lassen die Bedeutung des Stromsparens beim Licht zusätzlich schrumpfen. Jedoch wird ein alleiniger Abschied Deutschlands aus der Sommerzeit politisch abgelehnt. Die Beteiligung Deutschlands an der mitteleuropäischen Sommerzeit sei zu wichtig für flüssige Abläufe innerhalb des Wirtschaftsraumes.

Was für das Abschaffen der Sommerzeit spricht

Mehr als die Hälfte der Einwohner Deutschlands soll sich für ein Abschaffen der Sommerzeit aussprechen – hauptsächlich deshalb:

1. Hartnäckige Verwirrung bei Start und Ende der Sommerzeit

Obwohl die Sommerzeit in Deutschland bereits seit 1980 läuft, kommt es in den beiden jährlichen Umstellungsphasen regelmäßig zu Verwirrung. Es ist zwar bekannt, dass es in der Sommerzeit abends länger hell bleibt als früher vor ihrer Einführung. Trotzdem sind an den beiden Umstellungsterminen Ende März und Ende Oktober etliche Menschen unsicher: Wird die Uhr nun eine Stunde vor- oder zurückgestellt? Auch wenn diese Frage rasch zu beantworten ist, zeigt sie, wie unsicher oder sogar unwohl sich viele mit diesen Zeitwechseln fühlen. Gäbe es echte Vorteile durch die Sommerzeit, stellten sich solche Fragen nicht.

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2. Sommerzeit bringt Biorhythmus durcheinander

Mancher mag über Leute schmunzeln, die wegen einer einzigen Stunde Zeitverschiebung über Befindlichkeitsstörungen klagen. Schließlich gibt es bei bestimmten Urlaubszielen erheblich größere Zeitunterschiede zu bewältigen, und ihren Urlaub genießen Touristen nach ein bis zwei Tagen der Umgewöhnung bestens. Es gibt jedoch Menschen, die sehr sensibel auf selbst nur geringe Zeitverschiebungen reagieren. Sicher haben sie sich irgendwann an die umgestellten Uhrzeiten gewöhnt, doch benötigen sie länger dafür. Ihr irritierter Biorhythmus führt zu Schlafstörungen. Morgens haben sie das Gefühl, mitten in der Nacht aufzustehen, und fühlen sich auch so. Über Wochen dauermüde nach jeder Zeitumstellungsphase leisten sie beruflich deutlich weniger als sie könnten und sind auch in ihrer Freizeit stark beeinträchtigt. Hat sich ihr Körper allmählich an die Sommerzeit angepasst, folgt die Umstellung auf die Normalzeit, und immer so weiter. Gesund ist das nicht. Es handelt sich hier auch nicht um bedauerliche Einzelfälle oder Hypochonder.

3. Gesundheitsprobleme durch die Sommerzeit

Während durch die Sommerzeit ausgelöste Schlafstörungen sich noch unter Befindlichkeitsstörungen verbuchen lassen, haben andere gesundheitliche Beeinträchtigungen bereits Krankheitswert. Eine Langzeitanalyse der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) stellt einen Zusammenhang fest zwischen Herzbeschwerden bis zu Herzinfarkten in den ersten drei Tagen nach dem Sommerzeitbeginn. Menschen mit chronischen Organerkrankungen leiden ebenfalls unter der Zeitumstellung. Nicht allein die bloße Verlagerung der Uhrzeiten, sondern ebenso die damit verbundenen schlagartig um eine Stunde verschobenen Lichtverhältnisse wirken drastisch auf biologische Körperprozesse. Diskutiert wird auch, ob die Zeitumstellungen Diabetes und Übergewicht begünstigen. Neben direkten hormonellen Beeinträchtigungen kann eine gesteigerte Zufuhr fetten und kohlehydratreichen Essens als Kompensation von Befindlichkeitsstress durch die Zeitverschiebung dazu beitragen.

4. Wer sitzt denn während der Sommerzeit abends um Zehn noch im Biergarten?

Gern wird für die Sommerzeit mit dem Argument geworben, wie lange man dabei abends noch im Biergarten sitzen oder weiteren Freizeitaktivitäten nachgehen könne. Am Wochenende ist das durchaus reizvoll, sofern das Wetter mitspielt. Aber mal ehrlich: Wer hat unter der Woche nach einem normalen Arbeitstag noch so viel Energie? Es ist auch eine Zeitfrage. Zwar scheint es so, als würde einem während der Sommerzeit abends eine Stunde Tageslicht geschenkt. Der Wecker am anderen Morgen klingelt allerdings nicht entsprechend eine Stunde später. Der Arbeitsbeginn findet in fast allen Unternehmen im Sommer zur selben Stunde statt wie im Winter.

5. Sommerzeit verursacht Organisationsprobleme

Gerade die beiden jährlichen Wechseltermine zwischen Sommerzeit und Normalzeit verursachen verschiedene organisatorische Probleme.

An Arbeitsplätzen mit Schichtdiensten entstehen in der Nachtdienstplanung Probleme aufgrund der fehlenden beziehungsweise zusätzlichen Stunde in der Umstellungsnacht. Eine Stunde kürzer ist dabei noch das kleinere Problem. Eine Stunde Mehrarbeit hingegen beim Wechsel von der Sommerzeit auf die Normalzeit kann zum Konflikt mit dem Arbeitsschutzgesetz führen, wenn hierdurch die gesetzlich zulässige Arbeitszeit überschritten wird. Gelöst wird das Problem oft durch gesondert erstellte Dienstpläne, was jedoch umständlich ist und Extrakosten verursacht.

Eine logistische Herausforderung bedeuten die Zeitumstellungsphasen auch für öffentliche Verkehrssysteme. Ohne zeitweise Fahrplanabweichungen geht es nicht. Teilweise fahren zum Beispiel Züge bei der Umstellung auf die Sommerzeit vorzeitig los und kommen verspätet an. Manche Verbindungen fallen sogar ganz aus. Gelegentlich haben Züge über Nacht ohnehin laut Fahrplan einen längeren Aufenthalt, der sich nun wiederum gut verkürzen lässt. Beim Zurückdrehen der Zeit am letzten Oktober-Wochenende ist es teilweise einfacher: Auf Fernstrecken bleiben Verkehrsmittel einfach eine Stunde lang stehen. Auf Kurzstrecken verkehren sie allerdings im gewohnten Takt, zum Beispiel alle halbe Stunde, was einen Mehrbedarf an Fahrzeugen und Personal auslöst.

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6. Verringerter Milchfluss bei Kühen durch Zeitumstellung

In der Landwirtschaft macht sich vor allem bei Milchkühen die eine Stunde Zeitumstellung nachteilig bemerkbar. Hier ist es vor allem das herbstliche Wechseln von der Sommer- auf die Normalzeit, die bei den Tieren Umstellungsprobleme erkennen lässt. Ihre Milchleistung sinkt über mehrere Tage. Viele Milchbauern versuchen, den Zeitpunkt zum Melken allmählich über eine Reihe von Tagen zu verschieben, bis die vom Sommer gewohnte Uhrzeit in der Normalzeit erreicht ist.

7. Sommerzeit sorgt für Unstimmigkeiten in IT-Systemen

Viele IT-Systeme arbeiten stets auf Normalzeitbasis. Dennoch treten Probleme auf. Während der Sommerzeit möchten Benutzer nicht durch abweichende Zeitangaben verwirrt werden. Auch zur Dokumentation sind korrekte Zeitangaben wichtig. Gerade in den Umstellungsphasen können zeitliche Abläufe widersprüchlich protokolliert werden. Bei Zeiterfassungssystemen an Arbeitsplätzen ist das zum Beispiel problematisch. Auch Datenbanksysteme können erheblich gestört werden. Selbst wenn einzelne Systeme angepasst sind, treten bei Vernetzungen eventuell Probleme auf.

8. Mehrheit gegen Sommerzeit

Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung lehnt die Sommerzeit ab. Egal, aus welchen Gründen dies im Einzelnen geschieht, und egal, ob die Betreffenden ihre Ablehnung objektiv oder subjektiv begründen: Es zählt der mehrheitliche Wunsch nach einer ganzjährigen Normalzeit ohne Zeitumstellungsstress als Argument gegen die Sommerzeit.

Kurz gesagt

Abends bleibt es länger hell und in Mitteleuropa haben alle Länder dieselbe Uhrzeit. Darüber hinaus lassen sich durch die Einführung der Sommerzeit keine wesentlichen Vorteile erkennen. Schon gar nicht findet eine Energieeinsparung statt. Dafür, dass abends das Licht erst später angeknipst zu werden braucht, ist ganz schön viel Aufwand erforderlich. Mehr als die Hälfte der Menschen würden am liebsten auf die Sommerzeit verzichten. Für die Sommerzeit gibt es kaum Argumente, gegen sie spricht vieles.

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